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Kreisdienststelle Leipzig-Stadt

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Stand: Dezember 2021
Umfang: 380 lfm
Laufzeit: (1938) 1950 - 1990
Erschließungsstand: 100 %

Allgemeine Informationen

Die Kreisdienststellen (KD) waren für die flächendeckende Überwachung der jeweiligen Kreise zuständig und somit für die Umsetzung des Linienprinzips auf territorialer Ebene. Sie kontrollierten die Schwerpunktbereiche (z. B. Volkswirtschaft, Staatsapparat usw.), sicherten "gesellschaftspolitische Höhepunkte" und Großveranstaltungen sowie ggf. die sowjetischen Militärobjekte. Ferner waren die KD am Genehmigungsverfahren für dienstliche und private Auslandsreisen beteiligt, führten Sicherheitsüberprüfungen durch und erstellten Stimmungs- und Lageberichte.

Enthält u. a.

- Arbeitsplanung und Berichterstattung der KD, einzelner Referate und Mitarbeiter
- Beobachtung und Überwachung von Personen und Gruppierungen aus dem Bereich Kultur und Kunst, u. a. Kabarett "Pfeffermühle", Gewandhaus und Thomanerchor
- "Politisch-operative" Absicherung von Veranstaltungen und Ereignissen, u. a. Turn- und Sportfeste, Leipziger Messen und Kommunalwahlen
- Sicherung der Volkswirtschaft, u. a. Geheimnisschutz, Ordnung und Sicherheit, Leit- und Objektakten zu verschiedenen Betrieben, Untersuchung von Vorkommnissen und Missständen
- Überwachung von Kirchen und Religionsgemeinschaften
- Arbeit mit Inoffiziellen Mitarbeitern (IM), u. a. Übersichten, IM-Berichte, Operativgeld, Schulungsunterlagen, Verbindungen der IM ins Operationsgebiet
- Untersuchung von Straftaten mit kriminellem und politischem Hintergrund
- Bearbeitung "negativ-dekadenter" Personen, u. a. Gruftis, Skinheads, Tramper, Punker, Heavy-Metal-Anhänger, Faschos
- Überprüfung und Erfassung von Personen, u. a. Geheimnisträger, Messequartiergeber, Reisekader, Republikflüchtlinge, Anwohner von Staatssicherheits- u. ä. Objekten
- Bearbeitung von Antragstellern auf ständige Ausreise und Übersiedlungsersuchenden
- Kartei der Sofortmaßnahmen für Terror- und Gefahrenabwehr
- Einschätzung und Kontrolle der Lage an den Schulen
- Operative Bearbeitung von Personen der Opposition und des politischen Untergrundes, u. a. Friedens-, Umwelt-, Homosexuellen- und Frauenbewegung, alternative Lebensformen und Veranstaltungen, Untergrundzeitschriften
- Kaderarbeit der KD, u. a. Personalgewinnung, Aus- und Weiterbildung
- Unterlagen aus dem Herbst 1989, u. a. Informationen und Stimmungsberichte zu Friedensgebeten, Montagsdemonstrationen und zur politisch-operativen Lage in Betrieben und Institutionen
- Politisch-operatives Zusammenwirken mit NVA, Polizei (z. B. VP-Rapporte und Lagefilme), GSSD, KfS, Kampfgruppe und Partei
- Verwaltung und Organisation der KD, u. a. Dienstorganisation, innere und äußere Sicherheit, Bauwesen, materielle und finanzielle Sicherstellung, Postein- und -ausgang, Parteiarbeit und Mobilmachungsplanung
- Kooperation mit der Stadt Leipzig, u. a. Beschlüsse und Unterlagen des Rates der Stadt, Städtepartnerschaft, Wohnungspolitik und Gebäudewirtschaft (z. B. Missstände im Wohnungsbau, einsturzgefährdete Gebäude, illegale Quartiere)
- Umweltzerstörung
- Handel und Versorgung
- Gesundheitswesen, z. B. Aufklärung von Beschäftigten hinsichtlich Reisen in dringenden Familienangelegenheiten und hinsichtlich Eignung als IM, Einführung des ersten "Telefon des Vertrauens" in der DDR an der Karl-Marx-Universität, Stimmungsberichte
- Fotos (ca. 2400) und Negative (ca. 3700), z. B. öffentlicher Raum in Leipzig, Turn- und Sportfeste, Beobachtung und Überwachung von Personen und Fahrzeugen, Fußballfans, Schmierereien und Parolen an Hauswänden

Informationen über die Bearbeitung des Bestandes

Ungefähr ein Drittel des Schriftgutes der Diensteinheit befand sich in Ordnern, die übrigen Unterlagen waren gebündelt und überwiegend stark verunordnet. Die Vorverdichtungs-, Such- und Hinweiskartei (VSH) war anfangs nicht überliefert, aus diesem Grund wurde anhand der rekonstruierten Zentralen Materialablage (ZMA) eine (BStU)-Findkartei erstellt (120.000 Personen). Nach Auffinden der Originalkartei im Zusammenhang mit den Erschließungsarbeiten wird in beiden Karteien recherchiert. Der Teilbestand ist abschließend bearbeitet und umfasst geordnete Karteien und Sachakten.

Findmittel (intern - Stasi-Unterlagen-Archiv):
- Datenbank "Sachaktenerschließung" (SAE)
- Datenbank "Elektronisches Personenregister" (EPR)
- personenbezogene MfS-Karteien

Besonderheiten

- zerrissene Unterlagen