15 Jahre nach Auflösung der Stasi konnte man sich im Archiv der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes über einen unerwarteten Zuwachs freuen: In den Räumen der ehemaligen Schule der Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) des MfS in Gosen bei Berlin wurden Videobänder, Filmspulen, Tonbänder und Audiokassetten aufgefunden und im November 2005 an die BStU übergeben.
Bei der Inaugenscheinnahme des Fundorts stellten die Archivare fest, dass einige der Räumlichkeiten und Einrichtungsgegenstände 15 Jahre unversehrt überdauert hatten. Trotz einer kurzeitigen Nachnutzung des Objekts durch die Berliner Humboldt-Universität im Jahr 1990 blieb ein beachtlicher Teil der ehemaligen HV A-Schule, die erst 1988 eingeweiht worden war, praktisch in dem Zustand des Jahres 1990 konserviert. Dies betraf in erster Linie die ehemalige Bibliothek und das Videostudio der Agenten-Schule. In den Räumen des noch voll ausgestatteten und funktionsfähigen Videostudios wurden dann auch, neben einigen von der Humboldt-Universität zurückgelassenen Aufzeichnungen, Video- und Tonaufzeichnungen der HV A gefunden.
Dass Räumlichkeiten und Inventar die Jahre unbeschadet überstanden, ist dem Umstand zu verdanken, dass das Land Berlin einen kleinen Teil des Geländes u. a. als Hotel nutzte und einige andere Räumlichkeiten untervermietete. Die ungenutzten Gebäude wurden dabei vor Vandalismus geschützt. Im Zusammenhang mit dem geplanten Verkauf des Geländes machte der Objektverwalter die BStU auf die dort eventuell noch vorhandenen Stasi-Unterlagen aufmerksam. Auch wenn es sich hier nur um einen vom Umfang her recht bescheidenen Fund handelt, so sind doch einige interessante Aufzeichnungen darunter, die gerade in Anbetracht der schlechten Überlieferungslage in diesem Bereich der HV A nicht ohne Bedeutung sind. Aufgefunden wurden beispielsweise Videoaufzeichnungen von der offiziellen Eröffnung der Schule durch die HV A-Generalität im Jahr 1988 und einige Mitschnitte von internen Podiumsveranstaltungen mit "Kundschaftern" und Gästen der Schule. Dieser späte Fund wird zurzeit durch die BStU archivgerecht erschlossen und gesichert. Nach Abschluss der Arbeiten ist die Nutzung der Unterlagen im Rahmen des Stasi-Unterlagen-Gesetzes möglich.