Über 100 Demonstranten wurden festgenommen. Doch der Großteil kam bald wieder frei - auch wegen landesweiter Solidaritätskundgebungen.

Die Staatssicherheitsorgane nahmen insgesamt 105 Gegendemonstranten fest, gegen die später der Vorwurf "landesverräterischer Beziehungen zu geheimdienstlich gesteuerten Kreisen in Westberlin" erhoben wurde. Zu 66 Personen wurden in der Folge Ermittlungsverfahren nach § 217 StGB der DDR (kurz: "Zusammenrottung") eingeleitet und Haftbefehle erlassen. Sechs Personen bezeichnet die Stasi als "Exponenten der politischen Untergrundtätigkeit".

Dokument in der Stasi-Mediathek ansehen

In der Folge kam es zu landesweiten Solidaritätsbekundungen, die auch in der Bundesrepublik auf Resonanz stießen. In den Kirchen der DDR wurde in Fürbittegottesdiensten mit bis zu 2.500 Teilnehmern die Freilassung der Inhaftierten gefordert. Zu den Fürbitteandachten in den Ost-Berliner Kirchen kamen jeden Abend bis zu 3.000 Menschen.

Die für die Überwachung von Staatsapparat, Kirche und Untergrund zuständige Hauptabteilung XX legte unter dem Eindruck der Protestwelle eine spezielle Informationssammlung an. Auf 220 Blatt versammelt die Akte vom 19. Januar bis zum 3. Februar 1988 tägliche Berichte zum Stand der Dinge. Außerdem sind darin die zahlreichen Aktivitäten und Diskussionen der Kirchengruppen, die Bedenken der Kirchenvertreter und Solidaritätsbekundungen dokumentiert.
 

Dokument in der Stasi-Mediathek ansehen

Ein Großteil der Festgenommenen wurde, auch dank der Bemühungen der evangelischen Kirche, bald wieder freigelassen. So trat am 21. Januar der Bischof der evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Gottfried Forck, für die Freilassung aller Inhaftierten ein und bemühte sich dabei vor allem um jene, die in der DDR bleiben wollten. Dennoch konnte nicht verhindert werden, dass am 25. Januar fünf Ausreisewillige zu Haftstrafen bis zu über einem Jahr verurteilt wurden. Insbesondere jene führenden Bürgerrechtler, die in der DDR bleiben wollten, bekamen die Härte des Regimes zu spüren. So kam es am 25. Januar zu einer zweiten Verhaftungswelle.

Dokument in der Stasi-Mediathek ansehen

Am 2. Februar begannen die Ausweisungen und Ausbürgerungen weiterer Bürgerrechtler. Gleichzeitig begann die Stasi, in Realisierung der Forderungen Mielkes ihre vorbeugende Arbeit auf "operativ bedeutende Personenkreise" bzw. Informationen zu fokussieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

 

Dokument in der Stasi-Mediathek ansehen

Im Mittelpunkt der operativen Arbeit stand neben den oppositionellen Kräften auch die evangelische Kirche.

Dokument in der Stasi-Mediathek ansehen

  1. III. "Störenfriede" auf der Kampfdemonstration
  2. V. Jagd auf die "Hintermänner"