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Publikation

Quellen für die Schule 8: Schweigen als Protest

Wie eine Schulklasse 1956 zur Flucht in den Westen gedrängt wurde

Cover der Publikation 'Schweigen als Protest'

Reihe
Quellen für die Schule (Bildung)

Umfang
43 Seiten

Auflage
Berlin 2023

Preis
kostenlos

Sprache
Deutsch

Inhalt

Der Aktenauszug enthält Stasi-Unterlagen aus dem Jahr 1956 über eine 12. Klasse der Oberschule in Storkow (Brandenburg). Die Schülerinnen und Schüler hatten im Unterricht eine Schweigeminute für die während des Ungarnaufstandes 1956 gefallenen Frauen und Männer abgehalten. Der ungarische Volksaufstand galt in der SED-Führung aber als Konterrevolution. Deshalb sollte an der Schulklasse ein Exempel statuiert werden. Der Volksbildungsminister reiste persönlich nach Storkow. Er beschimpfte die Jugendlichen und stellte ihnen ein Ultimatum. Sie sollten die Namen der Anführer nennen.

Die Schülerinnen und Schüler hielten jedoch zusammen. Sie wollten gemeinsam für ihre Tat einstehen. Daraufhin wurde die gesamte Klasse der Schule verwiesen und aufgelöst. Die Jugendlichen durften kein Abitur ablegen. Sie sahen nun keine Zukunft mehr für sich in der DDR. Zur Jahreswende 1956/57 floh fast die gesamte ehemalige Klasse, 15 Schüler und eine Schülerin, nach West-Berlin. Der von der Stasi initiierte Versuch einiger Eltern, ihre Kinder in die DDR zurückzuholen, scheiterte. Noch im Januar 1957 flogen die Jugendlichen von West-Berlin in die Bundesrepublik. Dort durften sie in einem süddeutschen Gymnasium ihr Abitur nachholen.

Der Fall diente als Vorlage für den Spielfilm "Das schweigende Klassenzimmer".