Maximilian Schönherr: Jetzt nehme ich, glaube ich, auf... ja.
Dagmar Hovestädt: Ich auch.
[Intro]
Sprecherin: "111km Akten - [Ausschnitt einer Rede von Erich Mielke: ..ist für die Interessen der Arbeiterklasse!] - der offizielle Podcast des Stasi-Unterlagen-Archivs".
Dagmar Hovestädt: Hallo, dies ist der Auftakt zu einem Podcast, der "111 Kilometer Akten" heißt, nicht zufällig die Menge an Unterlagen, die im Stasi-Unterlagen-Archiv zu finden sind. Mein Name ist Dagmar Hovestädt, ich bin die Sprecherin des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und verantworte mit einem kleinen Team hier im Archiv die Online- und Pressekommunikation.
Maximilian Schönherr: Ja, und ich bin Maximillian Schönherr, Rundfunkjournalist, und ich kenne das Archiv des BStU aus meiner Rundfunktätigkeit ganz gut, vor allem das Tonarchiv. Ich glaube 24.000 Tonband-Dokumente eines ehemaligen Geheimdienstes sind schon ein Schatz. Dann gab es im Sommer 2019 einen halb-internen Workshop des Stasi-Unterlagen-Beauftragten, zu dem ich auch eingeladen war und dachte mir auf der Zugfahrt zurück nach Köln: Dieses Archiv mit seinen Menschen, den Dokumentarinnen, den Forschern, den Antragstellerinnen usw. ruft regelrecht nach einem Podcast. Die Geschichten und Arbeitsweisen dieser Leute möchte ich ausführlich hören. Noch im Zug schrieb ich dann eine E-Mail an die Sprecherin des BStU, Dagmar Hovestädt - Dagmar?
Dagmar Hovestädt: Na ja, ein Podcast war für mich gar nicht so abwegig, weil ich bin seit doch fast zehn Jahren und länger Podcasthörer. Ich höre besonders gerne lange Interview-Sendungen und fand, wenn sich Leute für das Archiv interessieren und man ein Stück weit besser verstehen kann wer im Archiv arbeitet, wer dort in Akten stöbert und wie wir eigentlich mit diesem Archiv und seiner besonderen Geschichte umgeht, dass das durchaus auch mehr Leute interessieren könnte. Deswegen bin ich sehr froh gewesen, dass du die Idee eines Podcast an uns herangetragen hast. Und dann fand ich es auch super, das mit einem Journalistenkollegen zusammen zu machen, der eben von außen auch noch mal ein paar andere Fragen stellt, aber schon bekanntermaßen ein Archivfan ist. Was hat dich eigentlich an Archiven so begeistert?
Maximilian Schönherr: Ich mache Radio seit ich 19 bin und irgendwie hat es mich schon sehr früh, in München, ins so genannte Schallarchiv des Bayrischen Rundfunks gezogen. Wir haben damals, in den 1980er Jahren, im BR-Zündfunk, so hieß die Sendung, sehr experimentelle Sachen gesendet, wo immer wieder mal Historisches, meist gar nicht besonders bekanntes Original-Tonmaterial eingeworfen wurde. Zum Beispiel ein Segelflieger habe ich in Erinnerung, der in den Alpen notlanden musste und dabei in sein Mikro sprach, ich glaube um die 1970. Und Anfang der 2000er Jahre, als Internetradio möglich wurde, habe ich im SWR das Archivradio auf den Weg gebracht. Das Archivradio streamt ungeschnittene Originaltöne aus deutschen Rundfunkarchiven, aber auch aus dem Stasi-Tonarchiv. Und so bin ich zu euch gekommen.
Dagmar Hovestädt: Ich fand das eine überzeugende Idee. Das Radio oder Hören ist ein Stück weit auch wie Kino im Kopf, weil man kann so ein Archiv tatsächlich über die Menschen die dort arbeiten, die Menschen die es nutzen und in diesem Falle ja auch besonders über die Töne, die wir hier im Archiv haben, ganz lebendig machen. Insofern haben wir uns ein Konzept überlegt und das Ding heißt jetzt: "111 Kilometer Akten - der offizielle Podcast des Stasi-Unterlagen-Archiv".
Maximilian Schönherr: Wir versuchen beide vor unsere Mikrofone Menschen zu bringen, die das Archiv nutzen und zwar von außen und von innen. Dagmar Hovestädt wird zum Beispiel Gespräche mit Antragstellerinnen und Antragstellern für diesen Podcast aufnehmen, während ich eher die Leute ans Mikro bringe, die im Archiv arbeiten. Und als weiteres Element podcasten wir Veranstaltungsmitschnitte des BStU.
Dagmar Hovestädt: Genau. Wir haben eine Menge Leute, die sich mit den Akten beschäftigen und daraus Geschichten ziehen, sie analysieren und in Büchern, Vorträgen und manchmal auch in Foto-Essays abbilden. Also das Archiv steckt voller Überraschungen und wir freuen uns sehr auf die Reise mit Leuten, die uns gerne zuhören.
Maximilian Schönherr: Wir sind neutral, wie sich das für Archivarbeit gehört, obwohl wir beide keine Historiker sind, sondern Journalisten.
Dagmar Hovestädt: Ich glaube darüber können wir uns sicherlich im Laufe des Podcast mit unseren Gästen und auch untereinander unterhalten, wie stark dieses Archiv wahrgenommen wird durch die Brille eines politischen Auftrags. Der ist ja direkt im Archiv drin, das ist nämlich "Aufarbeitung der SED-Diktatur" mit befördern soll, aber natürlich ist das Archiv ungewöhnlicherweise für ein Archiv auch oft als Akteur wahrgenommen worden. Und wir sind jetzt schon fast 30 Jahre als Archiv offen und aktiv. Und da ist dieses Jahr auch ganz gut geeignet so was mal zu reflektieren.
Maximilian Schönherr: Wann starten wir?
Dagmar Hovestädt: Na, wir haben ja gesagt, wir beginnen am 1. April, kein Aprilscherz, mit dieser kleinen Ankündigung und dann kommt die erste offizielle Folge am 8. April. Wir haben eigentlich gedacht wir würden ein bisschen früher starten, jetzt sind wir mitten in einer ganz neuen Situation, das Land ist heruntergefahren. In der Corona-Pandemie muss man sich mit anderen Dingen beschäftigen, wenn man nicht zu den Sachen hingehen kann. Und so haben wir gedacht, das ist trotzdem eine ganz gute Möglichkeit, das Archiv erfahrbar zu machen, indem wir mit dem Podcast darüber sprechen, was wir im Archiv tun, was dort in den Regalen des Archivs liegt und wer das Archiv nutzt.
[Outro]
Sprecherin: Sie hörten: "111 Kilometer Akten - der offizielle Podcast des Stasi-Unterlagen-Archivs".