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Sprecherin: "111 Kilometer Akten - [Ausschnitt einer Rede von Erich Mielke: ...ist für die Interessen der Arbeiterklasse!] - der offizielle Podcast des Stasi-Unterlagen-Archivs".
Maximilian Schönherr: Hallo und Willkommen! Ich bin Maximilian Schönherr, Journalist.
Dagmar Hovestädt: Und ich bin Dagmar Hovestädt, zweite Gastgeberin im Podcast und Leiterin der Abteilung Kommunikation und Wissen im Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv.
Maximilian Schönherr: Wir haben uns nach der Anlaufphase dieses Podcasts im April 2020 für einen 2 Wochenrhythmus entschieden, den wir heute mal unterbrechen. Dagmar, das war deine Idee. Warum Podcast 46 schon eine Woche nach Podcast 45?
Dagmar Hovestädt: Weil ich tatsächlich einmal parallel zu einem Kinostart mit dem Drehbuchautor eines gerade angelaufenen Filmes gesprochen habe und es daher vielleicht auch aktuell in die Landschaft passt. Es geht um den Film "Lieber Thomas" über den Schriftsteller und Autoren Thomas Brasch, der im November 2021 in die Kinos kommt. Der Drehbuchautor des Films heißt Thomas Wendrich und hatte Lust, sich mit mir einmal über den Nutzen des Archivs für seine Beschäftigung mit DDR Stoffen auszutauschen.
Maximilian Schönherr: In eurem Gespräch geht es um die Ambivalenz zwischen wissenschaftlicher Archiv-Recherche und frei inspirierter Drehbuch Erstellung. Mit anderen Worten: Wie stark soll sich Drehbuchautor Thomas Wendrich beim Schreiben von Akteneinsicht über Thomas Brasch beeinflussen lassen, wo er doch Thomas Brasch persönlich kannte und zwanzig Jahre nach dessen Tod gemeinsame Freundschaften pflegt? Ich kannte Thomas Brasch nicht persönlich, aber sein Buch "Vor den Vätern sterben die Söhne" kaufte und verschlang ich, als es 1977 erschien. Es war Braschs erste Westpublikation und sein literarischer Durchbruch. Er las damals seine Erzählung "Der Zweikampf" aus diesem Buch im Bayerischen Rundfunk vor. Ich habe mir das Tonband sechs Jahre später aus dem BR Archiv gefischt, fand die Kurzgeschichte dermaßen trocken von Brasch vorgetragen, dass ich daraus eine einstündige Sendung in der Literatur Reihe Pop Sunday des Bayerischen Rundfunks baute. Übrigens mit damals moderner Musik von den Talking Heads. Hören wir einige Sekunden daraus. Brasch beschreibt den Zweikampf zwischen dem Angeber Apoll und dem Schafhirten Marsyas.
[Ausschnitt Pop Sunday des Bayrischen Rundfunks]
[Thomas Brasch:] Die zweite Übung: Zweck und Mittel. Apoll setzte ein Bein vor, warf den Kopf in den Nacken und begann mit hoher Stimme zu singen: "Apoll setzte ein Bein vor, warf den Kopf in den Nacken und begann mit hoher Stimme zu singen: Ich will von Atreus Söhnen und will von Kadmos singen, doch wollen meine Saiten nur von der Liebe klingen. Sie singen nur von Liebe drum wechsle ich die Saiten, will Herakles besingen sein Leben und sein Streiten. Doch auch die neuen Saiten nur von der Liebe klingen. Auf Wiedersehen, ihr Helden bis mir die Saiten springen." Marsyas begann zu lachen. Er hielt sich den Bauch, er warf sich auf die Erde. Sein Körper bog sich. Doch auch die neuen Saiten nur von der Liebe singen, stöhnte er unter Lachen. Dann stand er plötzlich auf und sagte: Weiter. Die nächste Übung.
Maximilian Schönherr: Klingt für mich heute noch so modern wie damals. Thomas Brasch leiert seinen Text herunter, was im krassen Gegensatz zum tödlichen Konkurrenzkampf zweier Musiker steht. Und am Schluss wird dem einen die Haut abgezogen.
Dagmar Hovestädt: Dramatisch. Thomas Brasch starb übrigens relativ jung, nämlich im Alter von 56 Jahren im Jahre 2001. Er war Sohn des stellvertretenden Kulturministers der DDR, Horst Brasch, der wegen seines Sohnes, Thomas, dieses Amt 1969 verlor. Horst Brasch gehörte zu einer Generation an Menschen, die die DDR aufbauten und war bis zu seinem Tod im August 1989 auch Mitglied des Zentralkomitees der SED. Eine klassische Biografie der Aufbaugeneration.
Maximilian Schönherr: Der jetzt im Herbst 2021 veröffentlichte Film "Lieber Thomas" ist ein biografischer Spielfilm. Ich habe ihn noch nicht gesehen, du aber schon?
Dagmar Hovestädt: Das hat mir tatsächlich der Verleih ermöglicht, damit auch das Gespräch mit Thomas Wendrich gut funktioniert und ich wirklich weiß, wie der Film läuft. Und ich fand ihn ziemlich beeindruckend. Das ist so ein Film, der eine sehr intensive, sehr freiheitsliebende Künstlerfigur, nämlich Thomas Brasch, darstellt und alles sozusagen um ihn herum baut. Der wird sehr hervorragend gespielt von Albrecht Schuch, der als Schauspieler Thomas Brasch verkörpert. Und es ist ein sehr langer Film. Und er lässt sich eben sehr darauf ein, wie ein Künstler sozusagen mit der Welt interagiert und sich versucht jeder Art von Vereinnahmung zu verwahren. Und dann stößt er in der DDR an seine Grenzen, aber natürlich auch in der Bundesrepublik und in den USA. Also ja, es ist, glaube ich, sehr getreu entlang seiner Lebensbiografie erzählt und hat auch eine künstlerische Ambition, weil er eben eine ganze Reihe an Traumszenen hat und versucht auch das Werk zu verstehen, in dem es versucht den Menschen zu verstehen und aber auch genug Freiräume lässt, dass man sich da irgendwie was auch denken kann zwischen den Zeilen.
Maximilian Schönherr: Ich habe den Trailer gesehen und ich kenne ein bisschen Braschs Biografie, also vom Lesen, und schon in dem Trailer passte ganz gut das Klischee und vielleicht stimmt es in dem Film dann doch nicht, nämlich dass die Frauen Beiwerk sind, die aber immer präsent sind, um eben Küsschen rechts und links zu geben, während es eigentlich ein Männerfilm ist.
Dagmar Hovestädt: Die sind ja auch starke Personen, diese Frauen. Das merkt man schon, aber da ist einfach nicht viel Platz für die richtig tiefe Handlungsstränge so entwickeln zu lassen. Deswegen wirken sie doch auch auf längere Strecken eher so ein bisschen als ein Beiwerk, aber ohne sie kam er auch nicht aus. Und sie sind immer wieder Triebfeder gewesen. Das merkt man natürlich auch.
Maximilian Schönherr: Ich würde mal sagen, Thomas Brasch von der Biografie, die ich von ihm kenne, hat den Frauen auch nicht so sehr viel Spielraum gelassen. Aber das müssen wir nicht weiter diskutieren. In eurem Gespräch bringt Drehbuchautor Thomas Wendrich seine eigene DDR Sozialisation bei diesem Stoff und anderen Dingen immer wieder ins Spiel.
Dagmar Hovestädt: Da sind wir uns an einem fundamentalen Punkt in Bezug auf die DDR nicht wirklich einig. Thomas Wendrich hat sich doch auch eine positive Sicht auf die DDR bewahrt. Die ist mir, das muss ich wirklich sagen, abhandengekommen. Aber ich bin neugierig und will zuhören. Und Thomas Wendrich wurde 1970 in Dresden geboren und hat von 1990 - 1994 an der Filmhochschule Babelsberg Schauspiel studiert. Diese Jugendzeit und vielleicht auch die intensive und chaotische Vereinigungsphase danach hat bei ihm ein insgesamt positiveres DDR hinterlassen als bei mir.
Maximilian Schönherr: Jetzt zeichnen wir ein kleines Diagramm der Brasch Familie. Vater und Mutter, jüdische Emigranten, die 1945 zurück nach Deutschland kommen, um das sogenannte bessere Deutschland, die DDR, aufzubauen. Es gibt vier Kinder aus dieser Ehe. Thomas, geboren 1945, der Älteste, über den auch der Film "Lieber Thomas" geht. Dann Klaus, auch Schriftsteller, geboren 1950, dann Peter, Schauspieler, geboren 1955 und schließlich Marion, geboren 1961. Alle Söhne sind bereits verstorben. Marion Brasch ist eine erfolgreiche Autorin und Radiomoderatorin.
Dagmar Hovestädt: Diese Familie hat schon einige Bücher und einen Dokumentarfilm inspiriert. Jetzt also ein Kinofilm über den ältesten Sohn der Familie. Im Podcastgespräch beziehen wir uns auf einige Weggefährten von Thomas Brasch. Die stehen alle mit einem sehr zentralen Erlebnis im Kontext, den Protesten junger Menschen in der DDR gegen den Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag im August 1968. Im Film geht es insbesondere um eine Gruppe junger Menschen, deren Eltern eben zu dieser Aufbaugeneration der DDR gehörten und eigentlich im Sinne der SED den Einmarsch unterstützten.
Maximilian Schönherr: Nennen wir ein paar Namen. Florian Havemann, Jahrgang 1952, Sohn des DDR Dissidenten Robert Havemann, der in den 1950er-Jahren SED-Mitglied und Geheimer Informator war, also Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi, aber zum Zeitpunkt des Einmarsches in Prag schon aus der Partei ausgeschlossen war. Florian Havemann war mit 16 Jahren der Jüngste der Gruppe, die 1968 wegen der Proteste gegen den Einmarsch in Prag festgenommen wurde. Auch Bettina Wegner gehörte in den Kontext. Sie ist eine Lyrikerin und Liedermacherin, 1968 Lebensgefährtin von Thomas Brasch. Auch sie landete in Haft.
Dagmar Hovestädt: Und schließlich fällt noch der Name Stephan Hermlin. Einer der bekanntesten Schriftsteller in der DDR und Übersetzer französischer Texte. Auch er war Sohn jüdischer Eltern, geboren 1915. Er floh vor den Nazis nach Palästina und kam wie Braschs Vater 1945 in die Ostzone, also die entstehende DDR. Ach, und ein ganz anderer Name, von dem ich auch nicht ganz so sicher bin, ob der für alle, die uns zuhören, präsent ist. Franz Josef Strauß, ein westdeutscher Politiker, Jahrgang 1915, jahrzehntelang Vorsitzender der CSU in Bayern und auch von 1978 bis 1988 Ministerpräsident in Bayern. 1988 ist auch das Jahr, in dem er verstarb.
Maximilian Schönherr: So, dann legen wir los.
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Dagmar Hovestädt: Thomas Wendrich, wir beginnen unser Gespräch in der Woche im November 2021, in dem Ihr neuester Film, für den Sie das Drehbuch geschrieben haben, in den Kinos startet "Lieber Thomas". Wie kommt man darauf, sich mit einem Film, mit einer Person selber zu beschäftigen? Die Person ist Thomas Brasch. Haben Sie eine persönliche Beziehung dazu? Wie startet man das Projekt "Film über Thomas Brasch"?
Thomas Wendrich: Der Projektstart dieses Films war die Einladung des Regisseurs Andreas Kleinert, über diese Person Thomas Brasch nachzudenken. Und Andreas hat mich gewählt, weil er wusste, dass ich mich mit Thomas Brasch schon immer beschäftigt habe. Ich bin selber auch Schauspieler und Drehbuchautor, habe lange am Berliner Ensemble gespielt. Dort ist mir Thomas Brasch auch begegnet. Aber die eigentliche Begegnung war im Grunde genommen die Begegnung mit seinen Texten. Und die Texte sind zum einen zu Anfang die Übersetzung von Tschechow und Shakespeare gewesen, die mich wirklich sehr begeistert haben. Und dann habe ich mir diese Person, die ja sehr schillernd in Ost- und Westdeutschland aufgetreten ist als Künstler, erschlossen. Ich habe seine Filme geschaut, ich habe vor allem seine Lyrik lieben gelernt und hatte immer sozusagen so ein Gefühl, dass mit Thomas Brasch einer im Leben ist, der so fast mythisch etwas über die DDR-Kunst und über die DDR-Kunstwelt aussagen kann. Und dann war das eigentlich ein großes Glück, sich dahingehend einzulassen.
Dagmar Hovestädt: Wo fängt man damit an? Ich meine, wir sitzen ja im Podcast, der sich mit dem Stasi-Unterlagen-Archiv beschäftigt und Thomas Brasch. Vielleicht kann man den, wenn Sie das können, wenn man so tief einsteigt in eine Personen wird ja schwieriger, den mal kurz zu beschreiben. Aber wenn man von ihm etwas mitnehmen können würde, so als Kernbotschaft: Wer war Thomas Brasch?
Thomas Wendrich: Thomas Brasch ist ein sehr unangepasster Mensch gewesen, der beinahe rebellisch seine Themen und seine Räume gesucht hat. Thomas Brasch ist jemand, der betörende Lyrik geschrieben hat, der unglaublich charmant sein konnte, mit dem man wahrscheinlich auch Pferde stehlen konnte. Thomas Brasch war aber auch genau das Gegenteil davon. Er hat sich immer auch verweigert. Er hat das, was er wollte, sozusagen kompromisslos durchgesetzt. Und dass man dann natürlich aneckt, egal wo, in der Liebe, beim Staat, im Theater, das ergibt sich dann von selbst.
Dagmar Hovestädt: Wenn man ihnen so ein bisschen entlang seiner biografischen Daten beschreiben würde, könnte man schon sagen: Der ist der Sohn eines SED-Funktionärs, der in der DDR erst mal mit den gewollten typischen Dingen groß wird. Der Film beginnt ja auch so, er geht in die Kadettenschule, als kleiner Junge, als 8-, 9-, 10-Jähriger und da würde ich schon sagen, hätte man so eine klassische kommunistische Jugendausbildung, die dann dazu führen soll, dass er weiter auch in diesen Staat hineinwächst im Sinne dessen, was die SED von ihm wünscht.
Thomas Wendrich: Ja, das kann man so sehen. Ich sehe es ein bisschen anders. Ich denke eher, dass er der Sohn von jüdischen Emigranten ist, die in England den Krieg überlebt haben. Seine Mutter Gerda kam aus Wien, musste von dort fliehen und sein Vater hatte eine katholische Ausbildung. Der war also nicht so jüdisch geprägt. Aber er war halt ein Jude mit einem katholischen Werdegang und die haben sich in England getroffen und wollten dort das bessere Deutschland aufbauen. Die kommen also aus sehr dunklen Zeiten und hatten gute Gründe einen anderen als einen kapitalistischen Staat aufbauen zu wollen. Das ist erst einmal sehr wichtig dafür, um das Verständnis für das Wort DDR-Funktionär zu definieren. Das waren junge Menschen, die die FDJ aufgebaut haben, nach Ostdeutschland gekommen sind und die DDR gegründet haben. Der Vater war ein guter Freund von Erich Honecker und in dieses Milieu eben in Stunde Null wird Thomas geboren und-
Dagmar Hovestädt: Buchstäblich, ne? 1945.
Thomas Wendrich: 1945, im Februar noch in England in Westow wird er geboren. Und für die Mutter Gerda war es, glaube ich, der größere Schritt in die DDR zu gehen. Sie ist sozusagen dem Vater gefolgt um eben die Familie zu haben. Und ja, und dann wurde dieser Staat peu à peu der Staat, der er dann geworden ist. Mit viel Energie, mit viel Freude, mit viel Schweiß wurde da an einem neuen Deutschland gebaut. Und zunächst ist Thomas auch sehr gerne in die Kadettenanstalt gegangen. Er wollte das, aber er hat sehr bald gemerkt mit zehn Jahren, dass ihm das, was dort passiert nicht interessiert und dass er etwas anderes möchte und ab diesem Zeitpunkt etwas anderes zu wollen, hat er mal formuliert, hat er sich versucht unbrauchbar zu machen für die Wünsche seiner Umgebung. Und er wollte nicht Offizier werden sondern Schriftsteller.
Dagmar Hovestädt: Und dann hat er sich sozusagen abgeseilt. Aber das hat ihn auch auf so einen Kollisionskurs gesetzt, nicht nur zu seinem Vater und dann in unweigerlicher Konsequenz eben auch mit dem Staat, der ja doch sehr schnell zudringlich wurde, wenn man sich eben nicht so ganz in den Bahnen bewegte, die da vorgesehen waren.
Thomas Wendrich: Ja, das muss man so sagen. Dabei muss man aber auch sagen, dass er jetzt nicht sozusagen ein Dissident war und das auch nie sein wollte im Sinne: "Der Staat ist scheiße" oder "Wir wollen ihn jetzt abschaffen", sondern der wollte eigentlich der größere Kommunist sein, der weitergeht mit dem sozialistischen Gedanken als sein Vater und seine Vätergeneration. Und das war einfach irgendwie in der Verzwergung des Gedankens, der in der DDR dann stattfand, unter diesen Umständen für ihn alles nur noch beklemmend und eng, aber gleichzeitig hat er sich eben auch ein bisschen geschützt, dadurch dass er aus so einer Nomenklatura Familie kommt, konnte er sich natürlich auch sozusagen das ein oder andere erlauben, bis er eben 1968 auf den Gedanken kam, mit Freunden gegen den Prager Frühling zu opponieren. Und da war dann sozusagen der Riemen runter. Also dann war sozusagen das dann kein Spaß mehr.
Dagmar Hovestädt: Da ist das ganze Programm sozusagen abgezogen worden: Verhaftung, Stasi, U-Haft, Prozess, Verurteilung, Knast, dann vorzeitige Entlassung mit Auflagen. Sie müssen ja so eine Figur, die man selber kurz erlebt hat, aber nicht wirklich, die muss man ja recherchieren. Und dann bleibt nur das, was Leute an ihm erinnern oder was er schriftlich hinterlassen hat. Jetzt ist ein Schriftsteller ein bisschen dankbarer, weil sie auch selber viel schreiben und viel hinterlassen. Haben Sie denn für die Recherche zu Thomas Brasch auch das Stasi-Unterlagen-Archiv genutzt?
Thomas Wendrich: Indirekt.
Dagmar Hovestädt: Was heißt indirekt?
Thomas Wendrich: Also ich kenne eine Menge Stasi-Unterlagen zum Thomas Brasch, aber ich war nie im Unterlagen-Archiv. Dazu muss ich aber sagen, dass das auch Vorgeschichten gibt. Zum einen habe ich oft hier recherchiert. Ich habe zum Beispiel zu dieser Wahnsinnsfahrt des Schiffes Völkerfreundschaft zur Zeiten der Kuba-Krise recherchiert. Das ist zum einen sehr witzig zum anderen sehr bitter. Aber es ist ein großer Stoff, glaube ich. Und zum anderen habe ich jetzt sehr, sehr lange mit einer Journalistin zusammen zur Ermordung von Alfred Herrhausen im Archiv geforscht. Das sind sehr unterschiedliche Erfahrungen gewesen, die ich da machen musste und konnte und durfte. Ich schätze das sehr, dass es die Unterlagen gibt. Und zum Dritten habe ich im Grunde genommen eine Opferakte einsehen können, die etwas mit meiner Familie zu tun hat. Und da entstand so ein Gesamtbild, wo ich mir gesagt habe, ich möchte nicht Berichte über Thomas lesen. Dafür müsste ich eigentlich wissen, das war dann sozusagen mein Fazit, wer sind eigentlich die Schreiber dieser Berichte und aus welchen Gründen wurde genau an dem Tag zu dieser Zeit dieser Bericht geschrieben? Anders verhält es sich natürlich mit Mitschnitten von Telefonaten, wo ein Originalton im Grunde genommen transkribiert wurde, den man dann noch eher eventuell einordnen kann und wo man sagt, da gibt es eine bestimmte, sehr klare Quellensituation. Und ich habe natürlich sozusagen Akten in der Hand gehabt, wo beispielsweise bei der Verhaftung von Thomas aufgelistet stand, was er an hatte. Das ist für einen Filmemacher natürlich immer sehr interessant. Da weiß man: "Ah, Sandaletten, Sommer ja, klar und leichtes Hemd, cool!" Und das konnte ich dann eins zu eins auch ins Drehbuch übertragen, weil wir dann wissen, das sind so Fakten, die unverrückbar sind und die mir den Menschen natürlich auch in gewisser Weise nahebringen. Hat er einen Stift dabei gehabt oder nicht? Und was war am Schlüsselbund dran? Und das interessiert mich natürlich. Und da hatte ich aber eine andere Quelle als jetzt das Archiv.
Dagmar Hovestädt: Aber in dem Film gibt es ja diese Szene, wo er quasi '68 eben wegen der Proteste gegen den Einmarsch der Sowjets in Prag festgenommen wird. Und dann ist er in einer Verhörsituation und muss dann im Verhör unterschreiben. Und das macht er, weil ihm der Zahn ausfällt mit Blut, das ihm aus dem Mund fällt und er unterschreibt da mit seinem Daumen. Ist das Fiktion oder Realität?
Thomas Wendrich: Das ist reine Fiktion.
Dagmar Hovestädt: Okay.
Thomas Wendrich: Das ganze Gespräch ist eine Fiktion. Die ganze Stasi-Situation ist eine Fiktion, obwohl wir sozusagen niemals in der Fiktion etwas erzählen, das nicht möglich sein könnte.
Dagmar Hovestädt: In der Realität hätte passieren können.
Thomas Wendrich: Genau, absolut. Und wir müssen dann, wenn wir Filme machen über Personen wie Thomas, müssen wir natürlich auch verdichten und wir wussten, dass Thomas ein schlechtes Gebiss gekriegt hat oder schlechte Zähne bekommen hat, nicht Gebiss, sondern schlechte Zähne bekommen hat. Das hat aber verschiedenste Gründe gehabt und das ist sozusagen die Einleitung an der Stelle, dass er Zahnschmerzen hat und dass ihm da im Grunde genommen nicht geholfen wird. Das ist das eine und das andere ist, dieses Gespräch zeigt ja zum einen ziemlich klugen Stasi-Typen, der sehr genau weiß, wo sein Platz ist und wer vor ihm sitzt und es zeigt aber auch, ist so fragmentarisch aus Gesprächen, die später über dieses Verhör geführt wurden mit anderen Freunden und was dort eventuell gesagt worden sein könnte. Das einzige, was sozusagen eins zu eins im Film ist, da gibt es, glaube ich, auch ein Tondokument, da bin ich mir jetzt aber nicht ganz sicher, ist sozusagen die Verlesung des Urteils von Thomas. Das haben wir zwar noch mal neu eingesprochen, aber das ist original.
Dagmar Hovestädt: Es gibt ja tatsächlich in der Historie, das weiß ich jetzt nur über Bettina Wegner, das Wissen über ihren verantwortlichen Offizier, der diese gesamte 68er Geschichte bearbeitet hat, dass sie tatsächlich an solchen Stellen die Stasi eben kluge intellektuelle Vernehmer eingesetzt hat und man durchaus bis heute zu denen noch ein Verhältnis haben kann dazu. Insofern passt das für die historische Korrektheit schon, dass das auch die Leute waren, die im Gespräch mit einem literarischen Intellektuellen durchaus mithalten konnten.
Thomas Wendrich: Auf jeden Fall. Es gab mal diese relativ flapsige Aussage von Heiner Müller, ein Dramatiker aus der DDR, der irgendwann '95 sich auch ausgesetzt sah, dass er sozusagen mit der Stasi Kontakt hatte, was er erst mal per se- Was ist ein Stasi Kontakt? Das war ja dann damals in den 90er Jahren sofort im Grunde genommen mit Gefängnis zu ahnden. Und dabei waren das tatsächlich, wie er sagte, die intelligentesten Gespräche, die er führen konnte, weil die Leute, die sozusagen da auf ihn angesetzt wurden, tatsächlich auch studierte Menschen waren. Natürlich ist das mit Vorsicht zu genießen und natürlich war das auch eine Provokation von Müller, das zu sagen. Aber es setzt natürlich mal so einen Kontrapunkt gegen diese unselige auch, ja, Hexenjagd sozusagen.
Dagmar Hovestädt: Wobei man sagen muss, dass keiner deswegen tatsächlich in den 90er Jahren im Gefängnis gelandet ist, vielleicht in einem Gefängnis der öffentlichen Wahrnehmung.
Thomas Wendrich: Ja, das ja manchmal viel schlimmer sein kann. Also wenn du sozusagen tot gemacht wirst, aus Gründen, die ja so ein hexenjägerischen Impetus hat. Aber gleichzeitig ist natürlich ganz klar, dass wir Täter hatten an Stellen, die so perfide organisiert waren und die wirklich Dinge gemacht haben, die extrem in Leben eingegriffen haben und zu Selbstmorden geführt haben, zu Verhaftung geführt haben. Das alles ist ja unbenommen, aber wir reden hier ja über so eine Nachbearbeitung in den 90ern. Und das hat sich jetzt ein bisschen gegeben und mittlerweile differenziert man ein bisschen. Aber es sind dreißig Jahre vergangen oder mussten vergehen, damit das ein bisschen ausgewogener behandelt wird.
Dagmar Hovestädt: Vielleicht musste auch Zeit vergehen, wo man mit genau den Menschen, die unter Stasi und Repression wirklich gelitten hatten, die lange im Knast gesessen haben, zumindest denen bis zu einem gewissen Grade Respekt und Wiedergutmachung, das geht ja eigentlich nicht "Wiedergutmachen", aber so eine Art von Beschäftigung und respektvollen Umgang für das, was sie erlitten haben, zuteil geworden ist, damit man insgesamt wieder breiter darüber reden kann und alle sozusagen mit ihren vielen Stimmen zu Wort kommen. Sie haben ja, obwohl die Szene im Stasi Knast erfunden ist, trotzdem wirklich in Hohenschönhausen in der Gedenkstätte in dem ehemaligen Stasi-Knast gefilmt oder hab ich das falsch im Blick gehabt?
Thomas Wendrich: Da müsste ich jetzt lügen. Das ist aber gut möglich, dass das so war, aber das muss nicht sein. Es kann auch sein, dass das ein Knast ist, der irgendwo anders ist. Weil Knäste sehen ja tatsächlich alle gleich aus oder fast. Nee, da bin ich mir jetzt nicht sicher. Das kann auch in Nordrhein-Westfalen gewesen sein. Also wir haben tatsächlich, das haben wir jetzt gemerkt, bei den Besprechungen zu dem Film. Wir haben wirklich die übelste oder die älteste DDR-Darstellung und da, wo es am authentischsten aussieht, haben wir entweder in Nordrhein-Westfalen gedreht oder in Polen.
Dagmar Hovestädt: Kleiner Seitenaspekt aber "Ballon", der Film über diese Flucht, hat sich, glaube ich, auch auf der Westseite der ehemaligen Mauer in Hessen oder in Bayern besser drehen lassen als auf der Ostseite, wo es tatsächlich passiert ist. Also man findet die DDR in ganz anderen Plätzen.
Thomas Wendrich: Absolut. Film ist ja sozusagen Illusion.
Dagmar Hovestädt: ja, genau. Um das vielleicht auch mal mit abzuschließen, weil es ja eigentlich nur zwei Stellen, an denen in dem Film "Lieber Thomas", die Stasi wirklich eine Rolle spielt. Das, was Sie gerade so ansprechen, dass auf der einen Seite ist man vielleicht auch gewappnet sein kann, obwohl man immer nie wusste, worauf man sich einlässt und wenn man mit der Geheimpolizei sozusagen spricht. Das wird ja im unmittelbaren Umfeld bei dem Bruder von Thomas deutlich, wo Thomas Brasch selber erkennt, dass die Freundin wahrscheinlich nicht wirklich eine Freundin ist, sondern eine Informantin der Stasi oder ein IM.
Thomas Wendrich: Ja. Das ist aber auch eine Verdichtung. Es gab im Umfeld der Familie Brasch unzählige Informanten und das Interessante ist, dass man natürlich damals auch damit gelebt hat. Man wusste das ja. Man wusste also so zu sagen, wenn man nicht alleine war, wusste man nie, konnte man nicht wissen, auch wenn man vertraut hat. Gerade Thomas, der sich um seinen kleinen Bruder gesorgt oder auch bemüht hat. Aber diese Enttarnung, die da stattfindet in dieser Szene, wurde mir sozusagen anekdotenhaft erzählt, die hat stattgefunden oder sinngemäß stattgefunden, auf der Leipziger Buchmesse, da war Thomas mit Freunden. Und einen befreundeter Regisseur der mit ihm damals dort war, hat mir diese Geschichte in Grundzügen so erzählt. Und das war dann sozusagen ein für mich auch ein souveräner Umgang mit diesem Phänomen, dass man halt eben umgeben war von Bespitzlung. Das Verrückte ist ja, damals waren das Menschen, die ein bespitzelt haben und heute gibt man freiwillig alle Informationen, die man hat, in den Äther.
Dagmar Hovestädt: Digitale Informationssammlung ist noch mal ein ganz anderes Kapitel. Ich fand das aber dem Film auch sehr bemerkenswert, dass er quasi diese Antenne hatte und das schon wusste, obwohl er eben aus einer Familie kam, die so überzeugt das bessere Deutschland bauen wollte und sich trotzdem bewusst war, das in dem Umfeld ständig der Staat versucht sein Ohr an die Schiene zu halten und sogar eine Liebesbeziehung dazu benutzt um einfach mehr zu erfahren aus dem inneren Zirkel der Brasch-Brüder.
Thomas Wendrich: Ja, spätestens nach '68 war Thomas einer der dokumentierten Personen. Und er war jemand, vor dem hatten sie eher Angst, dass er zu vieles möchte. Die wussten nicht, wie sie ihn einhegen können. Und das einzige was sie machen konnten, sie konnten seine Arbeit verhindern und sie konnten verhindern, dass er gedruckt wird. Und das war auch dann der Grund in den Westen zu gehen. Das war ja immer so kolportiert, dass Biermann ausgebürgert wurde und dann haben sich alle hingestellt - und allen voran Manne Krug und so - und jetzt gehn wir rüber. Ich glaube aber, dass, und das zeigt der Film auch ganz gut, dass die Vorgeschichte zu dieser Biermann-Ausbürgerung, da gab es eine Leidensgeschichte, die dazu geführt hat, die eher mit der eigenen Arbeit zu tun hat. Denn eigentlich wollte Thomas nicht in den Westen, aber er wollte arbeiten und gedruckt werden und das war dann die logische Konsequenz. Und dann ist er ja da drüben auch nicht wirklich froh geworden. Und es ist ein bisschen betrüblich, dass man die Akten, die dann über ihn angefertigt wurden, nicht lesen kann, weil die natürlich bei einem anderen Archiv liegen.
Dagmar Hovestädt: Davon gehen Sie aber aus, dass andere Geheimdienste - in dem Film ist er ja auch mal in News York - da gibt noch andere westliche Geheimdienste, dass sie-
Thomas Wendrich: Zunächst sicher nicht, aber dass er eine interessante Person war und dass er ja auch irgendwie ein merkwürdig anarchistischer Linker war, da geh ich davon aus, dass sich da auch andere Geheimdienste dafür interessiert haben.
Dagmar Hovestädt: Das haben Sie wahrscheinlich dann nicht recherchiert, aber trotzdem ist ihnen das vielleicht insgesamt in der Recherche untergekommen: Hat die Stasi auch Interesse an ihm im Westen weiter gehabt? Das ist ja nicht selten passiert inklusive Biermann oder viele andere, die ausgebürgert wurden oder gegangen sind, dass die Stasi wirklich einfach im Westen weiter geguckt hat: Was machen die? Schaden die uns weiter?
Thomas Wendrich: Also ich gehe davon aus, dass er weiter beguckt wurde. Aber es gab ja dann auf die Veranlassung von Stephan Hermlin hin einen Friedenskongress '82 und er war ja sozusagen Pazifist, er war ja gegen den NATO-Doppelbeschluss, er war ja sozusagen gegen die Doktrin der Bundesrepublik. Er hatte ja tatsächlich auch seine Stimme erhoben beziehungsweise hat geschwiegen an Stellen, wo andere dann mitgeklatscht haben. Er ist dann in die DDR gekommen, '82 oder '83, zu diesem Friedenskongress auf Betreiben von Stephan Hermlin. Und das er davor überprüft wurde und dass er im Umfeld Menschen hatte, die ihn sicherlich auch weiterhin im Auge hatten, davon ist auszugehen.
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Sprecher: Sie hören:
Sprecherin: "111 Kilometer Akten -
Sprecher: den offiziellen Podcast des Stasi-Unterlagen-Archivs."
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Thomas Wendrich: Und ich hatte mich irgendwann entschieden, eben nicht die Berichte über Thomas zu lesen, sondern von Thomas zu lesen. Thomas hatte einen großen Nachlass. Thomas hat in der Akademie der Künste ein riesiges Konvolut von Dokumenten, Briefen, Texten, Entwürfen, Zeichnungen - Also, Briefe ohne Ende - Und die spiegeln eigentlich diese Person Thomas, die uns interessiert hat für diesen Film, viel deutlicher und unverstellter wieder als es irgendeinen Bericht eines intellektuellen Stasi-Mitarbeiters sein kann. Es ist interessant das zu lesen, aber wie ich das schon eingangs sagte, mich würde dann vielmehr interessieren: Wie ist die Lebenssituation des Schreibenden, der über Thomas schreibt, der diesen Bericht verfasst. Aus welchen Gründen macht er das, wie will er sich bei seinem Chef andienen, was ist sozusagen wirklich passiert. Oft stimmt ja nicht mal das Wetter in diesen Berichten, aber sie sind teilweise beschönigend, teilweise sind sie vernichtend, teilweise sind sie das Gegenteil von dem was passiert ist um jemanden zu schützen oder, oder, oder. Und das dann in Erfahrung zu bringen, da bin ich ja dann auch kein Wissenschaftler, da müsste man mit Leuten reden die dann - oder man muss dann diese eine Quelle hinlegen und ringsrum recherchieren, was ist eigentlich noch in der Zeit passiert. Und das verhält sich bei Thomas ganz genauso. Thomas hat über sein Leben an verschiedenen Stellen verschiedenes berichtet über ein und dieselbe Begebenheit. Und das ist eben des Dichters Brot.
Dagmar Hovestädt: Ja, des Dichters Brot, aber auch des Journalisten, aber auch fast jeder - jeder hat eine Version von Wahrheit, eine Version, die er sich selbst erzählt, objektive faktenbasierte Darstellung dessen was war und dann der Gegenüber hat eine leicht andere Version von dem Gleichen, was wir beide gerade gesehen haben. Das macht es ja eigentlich spannend, dass man aus verschiedenen Blickwinkeln und verschiedenen Quellen das sehen kann. Das hatten Sie ja wirklich am Anfang schon gesagt und das finde ich interessant, dass Sie auf der einen Seite sagen, als Autor gehe ich da ran und als Autor der einen fiktionalen dramaturgischen Stoff entwickeln will, lese ich diese Quellen, aber ich bin den Quellen oder dem was die Stasi hinterlassen hat, aufgeschrieben hat, durchaus misstrauisch gegenüber geworden, weil ich eigentlich mehr wissen muss über den, der das zu Papier gebracht hat.
Thomas Wendrich: Absolut.
Dagmar Hovestädt: Woher wussten Sie denn, dass Sie das gegenchecken konnten mit anderen Fakten? Hatten Sie die aus anderen Sachen mitgebracht? Also das Wetter ist jetzt ein schlagendes Beispiel, aber woher will ich wissen wie das Wetter im Juni 1983 war?
Thomas Wendrich: Das Wetter ist teilweise viel besser dokumentiert als man denkt, also man kann da in Archiven gucken. Nein, das ist ein wenig flapsig, aber Sie wissen schon, wie ich das meine. Man muss natürlich versuchen gegenzuchecken, was da tatsächlich passiert ist, also was die Fakten sind. Und da stimmt dann das Datum und wir wissen, an dem und dem Tag muss er um die um die Zeit da und da angekommen sein. Aber ein gutes Beispiel ist dieses überall kolportierte und jetzt auch in der Presse wieder nachzulesende, im Zuge unseres Films "Lieber Thomas", dass der Vater den Sohn verraten hat. Und meines Erachtens ist der Verrat, der nachweisbar ist bei diesem Vorgang, dass der Vater ihm nicht geholfen hat. Also es ist unstrittig, dass Thomas im Haus seines Vater verhaftet wurde, aber es gibt - und es gibt viele Geschichten von Thomas, die sagen, er sei von seinem Vater verraten worden. Es gibt auch das Buch von Marion Brasch "Ab jetzt ist Ruh", die Geschichte über ihre Familie, über ihre Brüder und Eltern. Und da steht das auch drinnen, dass er sozusagen verraten wurde. Und ich habe mit Marion gesprochen und hab gesagt: "Du, sag mal Marion, wie ist das eigentlich mit dem Verrat abgelaufen? Was war da?" Und dann sagte sie: "Weißt du, ich hab jetzt wirklich nochmal alles recherchiert, ich hab die gesamte Stasi-, ich hab mir das noch mal genau angeguckt. Und es gibt keinen Beleg dafür, dass der Vater bei der Staatssicherheit angerufen hat und ihn verraten hat." Also sozusagen gesagt hat: Mein Sohn ist jetzt hier, ihr könnt den abholen. Das gibt es nicht. Das gibt es vielleicht doch und wir haben es noch nicht gefunden. Ja, das kann auch sein, aber es ist noch nicht schriftlich da und es gibt kein Mitschnitt. Florian Havemann, der zu dem Zeitpunkt viel Kontakt mit Thomas hatte, der zwar nicht mit Thomas die Flugblatt-Aktion gemacht hat, aber der für ein ähnliches Delikt ins Gefängnis gekommen ist, der auch ähnliche Vernehmer hatte wie Thomas und viel darüber geschrieben hat und mir auch erzählt hat, der sagt wiederum ganz anders. Der sagte Thomas wusste, dass die Stasi an ihm klebt und er wollte nicht in der Gartenlaube verhaftet werden, wo er sich versteckt, sondern er wollte bei seinem Vater verhaftet werden, damit der Vater die größtmögliche Schande auf sich zieht. Und wenn ich das jetzt mal so ausbreite - und als Autor oder als Geschichtenhörer - finde ich das wahnsinnig interessant. Aber es ist ein diametral anderer Umstand. Und wenn ich mir dessen bewusst werde, dass das so ist, dass die Menschen sehr unterschiedlich Zeugnis ablegen von dem was wirklich war und wir es nicht wirklich wissen können, werde ich sozusagen sofort sehr aufmerksam, im Sinne dessen, dass ich sag: Ich muss mich jetzt entscheiden, welche Geschichte gefällt mir. Und da Thomas immer von sich behauptet hat und das auch durchgezogen hat, dass er eben kein Opfer ist, sondern er ist ein Täter. Er ist sozusagen jemand, der wollte mehr Kommunismus, der wollte noch eine bessere und noch weitergehende Gesellschaft, dann gefällt mir eigentlich das was Florian Havemann gesagt hat ganz gut. Und unsere Aufgabe war es dann mit dem Regisseur gemeinsam eine Szenenabfolge zu finden, die uns im Grunde genommen in die Lage versetzt, diese Interpretationsräume im Film auch zu schaffen.
Dagmar Hovestädt: Und ich glaub da kann man die Stasi-Akten in dem Sinne schon ernst nehmen, als dass das MfS selber sie ja verstanden hat als ihre Arbeitsinstrumente und sie wollten ordentliche, faktenbasierte Arbeit hinterlassen um ihre Pläne umzusetzen und das was sie glaubten wissen zu müssen und was was auch immer etwas gefährdet ordentlich zu Papier zu bringen. Und dann sind eben schon Uhrzeiten, Kleidung, Farbe eine Rolle. Und das was Sie sagen, die Motivation natürlich auch. Also, ein stellvertretender Minister, der sich der Sache verschrieben hat, das bessere Deutschland bauen will und auf der Seite der SED steht, der hat auch Vorteile, wenn er sozusagen seinen radikalen Sohn, der auffällig wird, meldet. Das kann für ihn positiv sein, das findet die Stasi auch nur normal das aufzuschreiben, aber es ist auch vorstellbar, dass der Sohn genau das tut. Nämlich seinen Vater, von dem er sich vielleicht verraten fühlt, auch wenn er ihn nicht defacto verraten hat, zumindest in dem Moment zu schaden. Und das finde ich super spannend, das man in verschiedenen Quellen - und dann selber entscheiden muss, wie entwickelt sich das. Und vielleicht hat Thomas Brasch auch diese Geschichte für sich in seinem Leben mehrfach anders erzählt oder eine Version gefunden, die-
Thomas Wendrich: Mit Sicherheit. Mit Sicherheit. Und im Osten hat er sie anders erzählt als im Westen dann. Weil im Westen wollte man ja bestimmte Dinge dann auch hören, da hat er sich aber bald verweigert, weil im Westen hieß es dann tatsächlich immer: Er ist der Dissident, und er ist der Jude, und er ist der, der im Gefängnis saß, und er ist Funktionärssohn. Und da hat er sehr bald Schnappatmung bekommen und das wollte er nicht.
Dagmar Hovestädt: Das, glaube ich, ist dem Film, neben vielen Dingen, sehr gut gelungen, dass man einer Person begegnet, die sich allen Zuschreibung verweigert und eben die persönliche Freiheit über alles stellt und sich von niemandem was erzählen lassen möchte oder sich in eine Schublade stecken lassen möchte.
Thomas Wendrich: Ja. Und als Künstler ist ja auch mein Anliegen unabhängig zu bleiben. Und die Unabhängigkeit in der Kunst die war halt Thomas höchstes Gut. Und umso schöner dann auch dieser gut dokumentierte Videomitschnitt von der bayerischen Filmpreisverleihung, wo er den bayerischen Filmpreis bekommen hat aus den Händen von Herrn Strauß, 1981. Und wo er im Grunde genommen - also er macht einen großen Skandal, weil er diese Rede beendet mit den Worten, dass er sich bei der Filmuniversität oder bei der Filmhochschule in der DDR bedankt für seine Ausbildung. Da gab es natürlich Riesenproteste. Aber der eigentlich gehaltvollere Teil dieser Rede ist am Anfang, wo er halt eben sagt, er ist in ein unglaubliches Dilemma gesteckt, er muss jetzt hier aus den Händen eines politischen staatstragenden Mannes eine Ehrung entgegennehmen, weil er das Geld braucht und das ist ein Dilemma, das er sozusagen nicht lösen kann obwohl er die Agenda dieses Menschen komplett ablehnt und sozusagen diametral anders denkt. Strauß hat ganz gut reagiert, das muss man auch sagen. Aber das ist halt eben dieses Dauerthema, das auch bei Goya eine Rolle spielt. Er hat das Königshaus gemalt und musste das machen, um irgendwie leben zu können und abends hat er seine Geister gemalt.
Dagmar Hovestädt: Dann hat Strauß etwas gemacht, was Brasch wahrscheinlich nicht vermutet hätte. Er hat der DDR sozusagen eine kleine Lebensrettung zugeschustert, indem man einen Milliarden-Kredit damals verhandelt hat, die der DDR geholfen hat noch ein bisschen weiterzumachen.
Thomas Wendrich: Na ja, die vor allen Dingen auch Strauß geholfen haben. Also Strauß hat nichts gemacht, was ihm nicht nutzte.
Dagmar Hovestädt: Sie haben eben - deswegen würde ich noch mal, wenn Sie mögen, kurz auf die Akteneinsicht zur eigenen Geschichte eingehen - Sie haben gesagt: Wenn ich diese Akten lese, als Autor, als Künstler, als Schriftsteller, dann bin ich eben nicht Historiker, der anfängt die Quellen nochmal weiter zu hinterfragen, zu recherchieren und noch sieben andere Ablagen mir anschaut, um wirklich rauszufinden, wer hat das geschrieben. Was hat das bei der persönlichen Akteneinsicht dann bedeutet zur Familiengeschichte? Natürlich ist man da immer auch vielleicht damit beschäftigt, das in eine literarische oder künstlerische Form zu denken, aber war das nicht vielleicht auch da in dem Punkt was ganz persönliches zu gucken, wie ist das Leben meiner Eltern, meiner Familie, in diesen Stasi-Akten dargestellt worden.
Thomas Wendrich: Na ja, das ist - Also erstmal waren die Stasi-Akten so wie sie bei uns ankamen relativ enttäuschend, weil da war nicht viel. Und in meiner Verwandtschaft gibt es halt Personen, die nicht für die Stasi, mit der Stasi zusammengearbeitet haben, sondern die von der Stasi abgeschöpft worden. Die sozusagen - eben im Kollegium gab es jemanden, der Aussagen aufgenommen hat. Und teilweise wurde dann über meine Verwandten relativ despektierlich gesprochen, geschrieben. Und man weiß eigentlich nicht ganz genau, ist das jetzt üble Nachrede oder ist es sogar eine Schutzfunktion, also sozusagen, da schreibt jemand: "Die ist zu dumm zum Kaffee kochen." Und schützt sie damit, dass man nicht weiter an der Person dranbleibt oder ist es tatsächlich die Meinung der Person, die das schreibt. Und in einem privaten Zusammenhang hat man halt eben den direkten Zugriff auf die Person, die da beschrieben wird. Man kann sehr genau, wenn sie sich dann öffnet, darüber mal reflektieren und reden. Und an der Stelle habe ich gemerkt wie toxisch das ist. Und ich rede jetzt nicht von so den Vorzeige-Dissidenten oder von den Wahnsinns-Opfern, die wir kennen und von den dokumentierten Sachen, wo ich sag, unfassbar. Sondern ich rede von diesen kleinen Gemeinheiten, die sich wieder finden in den Akten, wo halbgebildete Menschen über Menschen Psychogramme erstellen, wo fabuliert wird auf eine Art und Weise, die so zerstörerisch wirken kann, wenn man das nicht aufnimmt. Und das ist das eine und das andere ist, mir hat es die Augen geöffnet halt eben auch nochmal in der Tiefe dessen, was so ein Bericht sein kann, auch emotional sein kann. Und deswegen hatte ich für den Film "Lieber Thomas" dann halt auch - aber auch nicht nur was diese Familiengeschichte angeht, sondern auch was eben die sehr tiefe Auseinandersetzung mit den Akten hier angeht, im Herrhausen-Fall beispielsweise, habe ich dann für Thomas beschlossen und für unseren Film, dass ich mich zunächst einfach nicht auf diese Akten konzentriere, sondern auf ihn als Autor. Und das war für mich eine große auch Befreiung, in vielerlei Hinsicht und auch ein tieferes Verständnis für das, was diese Behörde sein kann, die ich natürlich sehr schätze, dass es sie gibt. Das ist ganz klar.
Dagmar Hovestädt: Aber das, finde ich, ist ein ganz gut auch erlebt und nachvollziehbar gemacht, was die Qualität von geheimpolizeilicher, geheimdienstlicher Arbeit in diesem Sinne eben ist, also literarisches Archiv, wo ein Künstler seine Gedanken zu Papier bringt, ist eben eine vollkommen andere Welt, in die man mitgenommen wird. Diese Unterlagen sind ja aus der Sichtweise des MfS erstellt worden und das MfS oder die Stasi hatte bestimmte Ideen, wenn sie Leute angezapft hat. Und sie hat sie auf eine bestimmte Art angesprochen. Nicht umsonst hat die Stasi sehr intensiv, was mit dem Begriff der operativen Psychologie umschrieben ist, gearbeitet. Ich habe das öfter schon mal gedacht: Was war das wohl für die Person, die sich vor den Stasi-Offizier setzen musste und da ausgepackt hat. War das was befriedigendes, hat es die erleichtert, war das etwas, was sie stolz gemacht hat oder sind sie danach nach Hause gegangen und hat gedacht: Ich bin doch ein echt armes Schwein, warum mache ich das eigentlich.
Thomas Wendrich: Ja, das sind gute Fragen, weil natürlich gibt es viele Gründe ein Projekt wie die DDR zu schützen. Es gibt Methoden und die sind sehr vielfältig und sind natürlich auch, je länger diese Behörde bestand oder je länger das MfS bestand, natürlich immer ausgefeilter und perfider geworden und immer breiter geworden. Und da wo die Äste sozusagen ins Graue gehen, wo man so ununterbrochen Beifang hat und nicht wirklichen gezielt, da sind sie irgendwie am schäbigsten. Und das lesen zu können, das muss man sich dann auch wirklich zutrauen und das muss man auch - da hat man eine große Verantwortung, sage ich mal so.
Dagmar Hovestädt: Thomas Wendrich, vielen Dank für den Einblick in ihre Arbeit und ihre Reflektionen über das Stasi-Unterlagen-Archiv.
Thomas Wendrich: Vielen Dank.
[Jingle]
Dagmar Hovestädt: Das war das Gespräch mit dem Drehbuchautor Thomas Wendrich, des im November 2021 im Kino angelaufen Spielfilmes "Lieber Thomas" über den Autoren und Schriftsteller Thomas Brasch. Regie hatte bei dem Film Andreas Kleinert.
Maximilian Schönherr: Und nun, wie immer, der akustische Blick ins Archiv, ohne irgendeinen Zusammenhang mit allem vorher besprochen.
[schnelles Tonspulen]
Elke Steinbach: Mein Name ist Elke Steinbach und ich kümmere mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen um die Audio-Überlieferung des MfS. Vom Operativ-technischen Sektor, kurz OTS, war bereits im Podcast die Rede. Dort saßen unter anderem die Experten für chemische Stoffe, Waffen- und Munitionsfachleute, Schrift- und Dokumentenexperten, Fotografen und Techniker. Forscher und Tüfteler waren am Werk, wenn es um die Entwicklung, den Musterbau und die Kleinserienfertigung operativ-technischer Geräte und Anlagen ging. Auch die Fälscherwerkstatt von operativen Dokumenten gehörte dazu. Die Untersuchung von Tonaufzeichnung, die Sammlung von Dialekt-Bändern und Stimmproben sowie akustische Expertisen zur Erstellung von Beweismitteln im Zusammenhang mit Strafverfahren sind in unserem Zusammenhang interessant. Der heutige Ausschnitt gibt die Installation einer Fangschaltung bei der Bezirksgewerkschaftsleitung der Reichsbahn wegen vermutlich Erpressung wieder. Von 33 Minuten hören wir 3.
[Archivton]
[männlicher Sprecher 1:] [unverständlich]
[männlicher Sprecher 2:] Ja, was soll ich dir denn erzählen?
[männlicher Sprecher 1:] Weeß ick nich. Irgendwat wat jetzt auf Tonband aufgenommen wird.
[männlicher Sprecher 2:] Aha. Dann erzähl ich am Besten herzlich wenig, wa?
[beide Lachen]
[männlicher Sprecher 1:] Ja, nich zu viel sagen vielleicht, damit's nich-
[männlicher Sprecher 2:] Eben, eben.
[männlicher Sprecher 1:] Wobei wir probierens dann och mal auf der zweiten Leitung.
[männlicher Sprecher 1:] Könn wa machen, ist kein Problem.
[männlicher Sprecher 2:] Wobei wa auf der zweiten Leitung ja denn eigentlich wat anderet raufmachen wollten nochmal.
[männlicher Sprecher 1:] Ick hab schon gehört, ihr wollt da irgendwie ne Standleitung daraufschalten.
[männlicher Sprecher 2:] Das wa da ne Standleitung drausmachen um direkten Kontakt zur 28 aufzubauen, weeßte?
[männlicher Sprecher 1:] Das ist möglich. Das ist-
[männlicher Sprecher 1:] Ja.
[männlicher Sprecher 2:] - müsste eigentlich klappen.
[männlicher Sprecher 1:] Dit wird jetzt im Moment draußen geklärt.
[männlicher Sprecher 2:] Joa, da sollen die sich in Ruhe da was einig werden-
[männlicher Sprecher 1:] Ja, jut.
[männlicher Sprecher 2:] - bevor [unverständlich]
[männlicher Sprecher 1:] Ja. Na warte mal-, ick leg jetzt ma k-, ick versuch mal hier anzuhalten, bleib mal aber dranne, ja?
[männlicher Sprecher 2:] Na klar.
[Klicken in der Leitung]
[männlicher Sprecher 1:] Hallo?
[männlicher Sprecher 2:] Ja, ick bin noch da.
[männlicher Sprecher 1:] Bist noch da, wa?
[männlicher Sprecher 2:] Mich kriegst-
[männlicher Sprecher 1:] Klar.
[männlicher Sprecher 2:] - mich wirste nicht los.
[männlicher Sprecher 1:] Bidde?
[männlicher Sprecher 2:] So schnell wirste mich nicht los.
[männlicher Sprecher 1:] So schnell werd ick dich nicht los. Jut. Dann wollen wir mal sehen, ob dit klappt. Ick geh dann mal in die andere Leitung, so in zwei, drei Minuten geh ick in die andere Leitung mal rin.
[männlicher Sprecher 2:] Warum so lange?
[männlicher Sprecher 1:] Na, weil wir erstmal zurücklaufen lassen wollen, ob dit klappt hier, weeßte?
[männlicher Sprecher 2:] Achso, aha.
[männlicher Sprecher 1:] Ja. [unverständlich] selber an. [unverständlich] Aha, auf Stimme reagiert der hier-, der-, der Dings hier. Nun wolln wa mal sehen wie det klappt. Jetzt werd ich nochmal versuchen hier anzuhalten.
[Geräusch in der Leitung]
[männlicher Sprecher 1:] Ne, halt nich an.
[Geräusch in der Leitung]
[männlicher Sprecher 1:] Test auf der zweiten Leitung.
[männlicher Sprecher 2:] Hm. Könn wa machen.
[männlicher Sprecher 1:] So. Kommt auch an? Schlägt aus, ja? Schlägt aus. So, und jetzt werde ich mal probieren, ob der sich jetzt ausschaltet hier selbstständig dit Tonband.
[Geräusch in der Leitung]
[männlicher Sprecher 1:] Ne, schaltet sich nicht aus. Aha, müssen wa mal sehen. Warte mal, wenn das jetzt- Wollen wa mal sehen jetzt, ob sich das ausschaltet. [Pause] Jut, klar. Ick geh jetzt ausn Leitung raus. Wenn nochmal wat ist, dann meld ick mich nochmal.
[männlicher Sprecher 2:] Hm, na klar.
[männlicher Sprecher 1:] Jut, danke. Tschüss.
[männlicher Sprecher 2:] Bitte. Tschüss.
[Geräusch in der Leitung, Beginn neuer Aufnahme]
[männlicher Sprecher 3:] Ja, bitte?
[männlicher Sprecher 4:] Ja, hier ist das Fernsprechamt, der technische Dienst. Ihre Rufnummer, bitte.
[männlicher Sprecher 3:] 2823636.
[männlicher Sprecher 4:] Wunderbar. Ne kurze Einweisung vielleicht zu diesem Anschluss.
[männlicher Sprecher 3:] Ja.
[männlicher Sprecher 4:] Ähm - hm - Seit diesem Zeitpunkt ist eine Fangeinrichtung geschaltet-
[männlicher Sprecher 3:] Ja.
[männlicher Sprecher 4:] Diese Fangeinreich-, -richtung funktoniert folgendermaßen-
[männlicher Sprecher 3:] Ja.
[männlicher Sprecher 4:] Äh - Ein entsprechend erfolgreicher Anruf, da müssen Sie eine 0 aufziehen.
[männlicher Sprecher 3:] Ja.
[männlicher Sprecher 4:] So, und dann das Gespräch ganz normal weiterführen.
[männlicher Sprecher 3:] Ja.
[männlicher Sprecher 4:] Nach dem Gespräch kann aufgelegt werden, alles andere macht bei uns die Technik.
[männlicher Sprecher 3:] Gut. Also-
[männlicher Sprecher 4:] Wie war das?
[männlicher Sprecher 3:] Ich wiederhole-
[männlicher Sprecher 4:] Ja.
[männlicher Sprecher 3:] So. Äh - Beim Gespräch was zu fangen ist, die 0 aufziehen-
[männlicher Sprecher 4:] Jawoll.
[männlicher Sprecher 3:] Nach Gespräch, Gespräch normal beenden, Hörer auflegen.
[männlicher Sprecher 4:] Jawoll, mehr ist nicht zu tun.
[männlicher Sprecher 3:] Keine weiteren Handlungen dann über diese Leitung.
[männlicher Sprecher 4:] [unverständlich]
[männlicher Sprecher 3:] Hm.
[männlicher Sprecher 4:] Ja?
[männlicher Sprecher 3:] Klar.
[männlicher Sprecher 4:] Jut.
[männlicher Sprecher 3:] So.
[männlicher Sprecher 4:] Sind sonst noch Fragen?
[männlicher Sprecher 3:] Bidde?
[männlicher Sprecher 4:] Sind sonst noch Fragen?
[männlicher Sprecher 3:] Nein.
[männlicher Sprecher 4:] Nich. Aber auf jeden Fall ne Zahl größer als 5 muss gewählt werden, ja? Nicht [unverständlich] ne Zahl sondern-
[männlicher Sprecher 3:] Na, wir ziehen die 0 auf, wir bleiben bei der 0.
[männlicher Sprecher 4:] Is gut.
[männlicher Sprecher 3:] Ja?
[männlicher Sprecher 4:] Hm.
[männlicher Sprecher 3:] Wollen wir testen, oder?
[männlicher Sprecher 4:] Ja, Sie könnens jetzt mal versuchen zu fangen.
[männlicher Sprecher 3:] Ja, ich fange jetzt.
[Geräusch in der Leitung]
[männlicher Sprecher 3:] So, dranne noch?
[männlicher Sprecher 4:] Joa.
[männlicher Sprecher 3:] Hmm.
[männlicher Sprecher 4:] Und den Rest machen wir jetzt in der Technik.
[männlicher Sprecher 3:] Ja, kriegen wir nen Rückruf dazu?
[männlicher Sprecher 4:] Ne, da weiter ist dann nichts zu machen.
[männlicher Sprecher 3:] Jut, dankeschön.
[männlicher Sprecher 4:] Bitte sehr.
[männlicher Sprecher 3:] Wiederhören.
[schnelles Tonspulen]
[Jingle]
Sprecher: Sie hörten:
Sprecherin: "111 Kilometer Akten -
Sprecher: den offiziellen Podcast des Stasi-Unterlagen-Archivs."