[Jingle]
Sprecherin: "111 Kilometer Akten - [Ausschnitt einer Rede von Erich Mielke: ..ist für die Interessen der Arbeiterklasse!] - der offizielle Podcast des Stasi-Unterlagen-Archivs".
Maximilian Schönherr: Guten Tag ich bin Maximilian Schönherr, Journalist vor allem für den Deutschlandfunk und Erfinder des Archiv-Radios-
Dagmar Hovestädt: und ich bin Dagmar Hovestädt, die Sprecherin des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen.
Maximilian Schönherr: Wir haben trotz widriger Randedingungen das Jahr hinter uns gebracht und zwar durchaus erfolgreich und spannend.
Dagmar Hovestädt: Eigentlich hatten wir uns das ja ein bisschen anders vorgestellt gehabt. Wir hatten Pläne gemacht dafür wann du nach Berlin kommst und wie wir dann drei Folgen auf einmal produzieren können und so weiter und ja von dem Anfang im April hat sich das dann doch alles ein bisschen ausführlicher in den Lockdown begeben und das hat dann nie dazu geführt.
Maximilian Schönherr: Das spielt eigentlich keine Rolle, aber ich persönlich habe wirklich viel daraus gelernt aus diesem Podcast. Einige Beispiele also Haftkrankenhaus, wir haben da Experten gesprochen, die wichtige Bücher geschrieben haben zur Geschichte der Staatssicherheit und zum Ministerium für Staatssicherheit. Wir haben O-Töne herausgefischt und so weiter. Eins was mir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist, ist dieses Gespräch mitAnne Pfautsch. Anne Pfautsch promoviert über ein DDR-Fotografie Thema und sie studiert Gender Studies in England und sie ist in Halle aufgewachsen.
[Ausschnitt aus der Podcast Folge 2 "Auf der Suche nach Quellen und Familiengeschichte":]
Maximilian Schönherr: Ihre Mutter müsste es ja eigentlich unterstützen, dass Sie diesen Antrag stellen. Endlich mal Klarheit in dem Laden!?
Anne Pfautsch: Ja, ich glaube, wenn man so aufgewachsen ist, dass man eher alles ruhen lässt und unter den Teppich kehrt, damit bloß kein Staub aufgewirbelt wird - dann ist das, glaube ich, sehr schwer nachvollziehbar, dass das eigene Kind plötzlich die Akte des Vaters lesen möchte.
[Ausschnitt Ende]
Dagmar Hovestädt: Das macht es ja eigentlich so interessant, dass dieses Archiv eine Zeit bespielt, die schon lange her ist jetzt schon 30 Jahre und wenn man ganz an den Anfang der DDR zurück geht, schon 70 Jahre her oder noch länger und trotzdem beschäftigt es Menschen bis heute in die Generationen hinein und deswegen fand ich das Gespräch auch mit Anne Pfautsch relativ am Anfang an super Beeindruckendes. Die Generationendialoge über diese Vergangenheit sind aber nicht nur geprägt von Schweigen oder von auch Unsicherheit wieder mit umgehen, was damals war und kann ich mich heute dazu verhalten oder wird mir das zum Vorwurf gemacht und lieber nicht drüber reden, sondern wir haben ja auch immer wieder Veranstaltungen, die wir beim BStU hier machen auf dem ehemaligen Ministeriumsgelände der Staatssicherheit in Lichtenberg auf dem Campus für Demokratie in den Podcast eingebaut und die so ein bisschen komprimierter da dargestellt und da ist mir in Erinnerung geblieben auch aus dieser nachwachsenden Generation ein O-Ton über eine andere Begegnung mit der Elterngeneration, die in der DDR gelebt hat.
[Ausschnitt aus der Podcast Folge 8 "Akten für die Enkel der Revolution":]
Karsten Huhn: Bevor ich hierher aufgebrochen bin, hat mich meine Schwiegermutter, die behütet unsere jüngste Tochter, gefragt: Wo gehst du denn hin? Da sagte ich: 30 Jahre Sicherung der Stasi-Unterlagen. Da sagte sie zu mir: Also, wenn du mich fragst, das war damals der Mob. Also schöne Grüße an Sie, alle die damals dabei waren. [lachend, Gelächter im Publikum] Die Überzeugung, die ist noch fest. Ich könnte jetzt auch noch erzählen was sie zum Mauerbau und zum Schießbefehl sagt, aber das lass ich lieber.
Dagmar Hovestädt: Könnte bekannt sein.
Karsten Huhn: Das macht natürlich auch die Diskussion - also, eine ganz liebe Oma und sonst bestes Verhältnis - aber lieber, und jetzt kommt der kritische Punkt, lieber nicht über politische Fragen sprechen. Denn dass wir uns da nicht einig werden, das habe ich nun in den letzten Jahren begriffen. Also, vermintes Gebiet. Ausklammern. Und dummerweise klammern wir eine ganze Menge Themen am Frühstückstisch oder an der Geburtstagstafel aus. Sobald es um Politik geht, geht da nicht viel.
[Ausschnitt Ende]
Maximilian Schönherr: Wie alt schätzt du die Großmutter ein und die Enkelin?
Dagmar Hovestädt: Also die Enkelin vielleicht ist die sechs oder sieben, also die Tochter von Karsten Huhn, der da gesprochen hat.
Maximilian Schönherr: Auf die muss ja noch aufgepasst werden, also die Großmutter passt auf sie.
Dagmar Hovestädt: Karsten Huhn, wenn ich mich jetzt richtig erinnere, ist Jahrgang 75, der ist also Mitte 40, die Oma, die Mutter von ihm, vielleicht so Mitte 60 sein Mitte/ Ende 60. Also beide haben DDR erlebt. Er nur als sehr junges Kind noch oder als beginnender Teenager und sie hat sozusagen einen wesentlichen Teil ihres Lebens dort verbracht und den auch offensichtlich mit größerer Sympathie für das System und mit noch immer bestehende Nähe zur SED, zur DDR zudem wie der Sozialismus dort funktioniert hat.
Maximilian Schönherr: Wir beide haben verschiedene Ausgangspositionen für diesen Podcast. Also ich bin sozusagen von außen der Journalist, der sich für das Archiv interessiert und du bist von innen die Pressesprecherin, die schon lange in dieser Position sich befindet, deswegen auch sehr viele Interna kennt, deswegen gibt es auch immer einen sehr kreativen Austausch zwischen meiner Inkompetenz, wenn ich mal ein Haus nicht 21 sondern 22 nenne.
Dagmar Hovestädt: Genau! Schlimm! [lacht]
Maximilian Schönherr: Viel Kreatives entsteht daraus. Ich wollte nur sagen, dass diese Podcast heißt ja "111-Kilometer-Akten der offizielle Podcast des Stasi-Unterlagen-Archivs" und eigentlich fühle ich mich nach einem Jahr immer noch zufrieden. Ich muss meine Seele nicht verkaufen. Das ist wirklich ein fantastisches Archiv und je näher ich es kennenlerne, auch durch dieRecherchen für diesen Podcast, desto toller wird es und ich freue mich auch, dass es im Bundesarchiv im 2021 eine sehr souveräne Position einnehmen wird^.
Dagmar Hovestädt: Das was ich tatsächlich auch faszinierend finde, also diese Kombination: Jemand von außen mit durchaus großem Interesse und mit Kompetenz in Sachen Archiv nähert sich dem Archiv und jemand von drinnen, wie ich, der natürlich den Job hat das Archiv zu kommunizieren. Wir finden uns da eigentlich ganz gut, aber ich fand diese Kommunikationsaufgabe zu diesem Archiv schon immer auch, als selber ehemalige Journalisten, nicht so weit weg vom journalistischen Beruf selber. Es geht um aufklären, es geht um verstehen, es geht um Quellen, die miteinander in Beziehung bringen und sich Gedanken darüber machen, was damals eigentlich war und wie man das erzählt und was ist uns heute noch so bedeutet und da finde ich das auch sehr hilfreich, dass du mit der Außenperspektive uns öfter mal hinterfragt und auch gerade wenn du Nummern durcheinander bringst und sagst: Na ja wir fokussieren uns manchmal auf Dinge von denen wir denken, die sind wahnsinnig wichtig. Sie sind in der Außenwahrnehmung gar nicht so wichtig, aber von innen ist das eben das was für die Leute, die hier arbeiten, eben auch wichtig ist, die hören ja auch zu und sehen sozusagen das Archiv von ihrer Arbeit hier gespiegelt und da ist man dann noch mal empfindsamer, dass auch alles richtig und korrekt dargestellt ist
Maximilian Schönherr: Du sitzt quasi an der Schaltstelle, wo dieser Podcast auch veröffentlicht wird. Wie viele Nationen hören uns eigentlich zu? Gibt es da Statistik?
Dagmar Hovestädt: Ja wir haben mehr als 2 Plattformen, aber zwei Vertriebswege, sage ich mal. Wir stellen das auf unserer eigenen Webseite zur Verfügung bstu.de/podcast und da gibt es immer auch Kontextinformationen, weiterführende Links, die gesamte Veranstaltung oder die Publikationen noch einmal zum nachlesen oder zum Bestellen und die Fotos.
Maximilian Schönherr: Und der komplette Text.
Dagmar Hovestädt: Und der kompletten Text. Das Transkript zu jeder Folge sowie die Fotos, die wir dann haben von denen die da sprechen und mit denen wir uns unterhalten, so dass man da auch in Eindruck gewinnt, das heißt über die Website selber ist man weit außen vor von irgendwelchen anderen kommerziellen Interessen, aber weil Podcast ja doch nicht da gehört werden, dass man zu einer Webseite geht und da drauf klickt, sondern automatisiert über die Podcast-Anbieter sozusagen runtergeladen werden, haben wir da so ein Tool genommen, das heißt anchor.fm, über das man das verbreitet und dann landet es bei iTunes und Google Podcast und noch so 4,5 anderen Anbietern, die man für sich selber entscheiden kann und darunter ist auch Spotify und Spotify ist eine Einrichtung, die mit den Daten der freizügiger umgeht bzw. das zur Verfügung stellt. Also man kennt keine Namen, aber man weiß so ungefähr in welchen Ländern jemand mal auf den Podcast geklickt hat und es sind insgesamt 25 Länder international. Da ist ein gewisses Schwergewicht nicht ungewöhnlicherweise in der Schweiz und Österreich neben Deutschland, weil nur deutsch reden, aber es gibt ja auch Leute die in die Welt hinausgezogen sind und trotzdem auch oder auch deutsch studieren lernen. Wir haben mal auf einen Twitter Kanal eine Rückmeldung von einer australischen Deutschlehrern gehabt, die sich sehr gefreut hat, dass wir mal jemanden die persönliche Akteneinsicht erklären lassen, das finde ich und irgendwie toll, dass das Archiv durch diese Plattform Podcast auf eine ganz verschiedene Art und Weise weltweit wahrgenommen werden kann.
Maximilian Schönherr: Wenn es jemanden interessiert: Wir müssen zu Corona-Zeiten die Technik ein bisschen anders ausrichten. Also wir haben eigentlich eine Einrichtung gehabt, wo wir größere Mengen an Leuten in einem Mischpult zusammenführen können, wenn die in einem Raum sind, das geht natürlich im Moment nicht, deswegen nehmen wir getrennt auch diesen Podcast jetzt getrennt auf. Also Dagmar du sitzt in Berlin und ich bin hier in Köln.
Dagmar Hovestädt: Wie das ganze Jahr schon. Wir sind einfach nicht zueinander gekommen. [lacht]
Maximilian Schönherr: Genau, das ist alles sehr routiniert inzwischen und wir führen quasi an einem Ort, das ist dann meistens an meinem PC, die Sachen zusammen, du schneidest ein bisschen vor und so weiter, aber bei der Technik gibt es, wenn wir aufnehmen auch nette Outtakes. Wir könnten da jetzt etliche vorstellen. Ich würde mal ein exemplarisch hier anspielen:
[Outtake:]Dagmar Hovestädt: ich drück jetzt auch aufs Knöpfchen.
Maximilian Schönherr: Ja, klatschen müssen wir glaube ich nicht mehr.
Dagmar Hovestädt: Haben wir schon lange nicht mehr gemacht.
Maximilian Schönherr: hat eh nichts, hat nichts gebracht.
Dagmar Hovestädt: Du musst es entscheidend, ob es dir hilft bei der, beim Anlegen
Maximilian Schönherr: Ja, ok.
[Outtake Ende]
Maximilian Schönherr: Wie geht es weiter. Wir sind bereits aufs nächste vorbereitet, wo sich der BStU Chef über die große Politikum äußern wird, nämlich die Integration des Stasi-Unterlagen-Archiv ins Bundesarchiv, dass es wird unser erster Podcast sind 2021 sein und damit viele Grüße aus Köln
Dagmar Hovestädt: und schöne Grüße aus Berlin.
Sprecher: Sie hörten:
Sprecherin: "111 Kilometer Akten -
Sprecher: den offiziellen Podcast des Stasi-Unterlagen-Archivs."