Direkt zum Seiteninhalt springen
MfS-Lexikon

Delikte-Kartei/Delikte-Kerblochkartei

In den Bezirksverwaltungen (dort zum Teil als Kreisdienststellenbestände ausgewiesen) und in der MfS-Zentrale in den Hauptabteilung I (HA I) und Hauptabteilung IX (HA IX) nachweisbare Karteisysteme, die Formen des politischen Widerstandes, aber auch Vorkommnisse, die den Verdacht einer solchen Intention nahelegten, auf je ein konkretes "Delikt" bezogen festhielten.

Die Verzeichnung erfolgte zum Teil geordnet nach den sog. Deliktparagraphen auf Kleinkarteikarten (Delikte-Kartei), zum Teil auf A4-Karteiblättern, die am Rand nach einem normierten Schlüsselplan Kerben mit codierten Angaben zum Sachverhalt, Täter/Verdächtigen bzw. zu Mittel, Methoden, Ursachen und Motiven erhielten und so mechanisch auswertbar waren (Delikte-Kerblochkartei, Kerblochkarten). In den Ablagen der anderen HA wurden Letztere mitunter in die personenbezogene Kerblochkartei mit eingestellt.

In den BV unterteilte sich die Delikte-Kerblochkartei in verschiedene Untergruppen wie staatsfeindliche Hetze mündlich (bekannt vs. unbekannt) oder staatsfeindliche Hetze schriftlich (bekannt vs. unbekannt), Brandstiftung/Sabotage/Havarien und Schleusung/Menschenhandel. Beide Karteisysteme waren zugleich Materialsammlung und Fahndungsmittel.

Christian Halbrock, Ilko-Sascha Kowalczuk