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MfS-Lexikon

Hauptabteilung I (NVA und Grenztruppen/HA I)

Synonym: HA I

Zuständig für die Überwachung des Ministeriums für Nationale Verteidigung sowie der nachgeordneten Führungsorgane, Truppen und Einrichtungen einschließlich der Grenztruppen der DDR. Armeeintern trug die HA I die Bezeichnung "Verwaltung 2.000". Ihre Mitarbeiter wurden als Verbindungsoffiziere bezeichnet. Der Armeeführung war die HA I jedoch weder unterstellt noch rechenschaftspflichtig (s.a. Militär, Verhältnis des MfS zum).

Die HA I ging im Dezember 1951 aus den Abt. VII a, VII b und VII c hervor. Seit 1956 (Gründung der Nationalen Volksarmee) trugen ihre Struktureinheiten die taktische Bezeichnung des Truppenteils bzw. der Einheit, für deren abwehrmäßige Sicherung sie zuständig waren. Der Mauerbau 1961 und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1962 sorgten für Zäsuren in der Arbeit der HA I.

Von 1956 bis 1961 war die HA I außerdem für die Überwachung der Bereitschaftspolizei zuständig und von 1958 bis 1986 für das Wachregiment des MfS. Die Arbeit der HA I umfasste folgende Aufgaben:

  • Schutz der bewaffneten Organe vor dem Eindringen westlicher Geheimdienste, etwa durch ein striktes Kontaktverbot zu Bürgern westlicher Staaten;
  • Schutz der militärischen Technik, von Waffen und Munition vor Sabotage und Diebstahl;
  • Unterbinden von staatsfeindlicher Hetze und Staatsverleumdung;
  • Verhinderung von Fahnenfluchten und Verratsdelikten. Dies galt besonders für Grenzsoldaten, an deren Auswahl sich das MfS in einem gestaffelten System, das bereits vor der Musterung einsetzte, beteiligte.
  • Bekämpfen und Zurückdrängen des Einflusses gegnerischer Medien;
  • Durchführung von Sicherheitsüberprüfungen;
  • Analyse der Stimmungen und Meinungen unter Militärangehörigen wie Zivilbeschäftigten;
  • Untersuchung von Vorkommnissen im Bereich von Armee und Grenztruppen;
  • seit dem Mauerbau 1961 Mitwirken an einem immer komplexeren System zur Verhinderung von Fluchten, auch über die Ostsee, und zum Schutz der Staatsgrenze;
  • Berichterstattung über militärische und grenzpolizeiliche Einrichtungen in West-Berlin und in der Bundesrepublik für einen 30 bis 50 km breiten Gürtel jenseits der Staatsgrenze.

Der Leiter der HA I unterstand einem Ministerstellvertreter, zuletzt Gerhard Neiber. Leiter der HA I waren 1950-1953 Heinz Gronau, 1953-1955 Ottomar Pech, 1955-1981 Karl Kleinjung und ab 1981 Manfred Dietze. Der Verantwortungsbereich der HA I umfasste 1986 knapp 300.000 Soldaten und Zivilbeschäftigte. Hierfür waren ihr 1989 2.223 Planstellen zugeteilt, darunter jede 2. Stelle für IM-führende Mitarbeiter. Die HA I verfügte über 13 Planstellen für Offiziere im besonderen Einsatz (OibE). 1987 führte die HA I 22.585 Inoffizielle Mitarbeiter (IM) und Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit (GMS). Zu den Informanten zählten nicht nur Militärangehörige oder Zivilbeschäftigte. Die Zahl der IM, die die HA I im Westen führte, lag unter 150. Die Bearbeitung von Operativen Vorgängen (OV) und Operativen Personenkontrollen (OPK) war vergleichsweise gering. Sie betrug 1988 59 OV und 312 OPK.

Literatur

Stephan Wolf