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MfS-Lexikon

Hauptverwaltung A (HV A)

Synonym: HV A,HVA

Spionageabteilung des MfS, deren Bezeichnung sich an die der Spionageabteilung des KGB, 1. Verwaltung, anlehnt. Der Ordnungsbuchstabe A wurde in der Bundesrepublik oftmals, aber unzutreffenderweise mit "Aufklärung" aufgelöst.

Die HV A wurde 1951 als Institut für Wirtschaftswissenschaftliche Forschung (IWF) gebildet und ging im September 1953 als HA XV in das Staatssekretariat für Staatssicherheit ein. Sie wurde im MfS von 1956 bis zur Auflösung im Juni 1990 als HV A bezeichnet.

Der Schwerpunkt nachrichtendienstlicher Tätigkeit der HV A lag in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin, wo sie mit Objektquellen, d.h. den inoffiziellen Mitarbeiter (IM) in den nachrichtendienstlichen Zielobjekten, aktiv war.

Die HV A gliederte sich 1956 in 15, 1989 in 20 Abteilungen.

Für die operative Arbeit gegen das Bundeskanzleramt und wichtige Bundesministerien war die Abt. I, für die gegen die bundesdeutschen Parteien die Abt. II und für die Arbeit außerhalb Deutschlands die Abt. III zuständig. Für die Infiltration der USA war die Abt. XI, für die NATO und die Europäischen Gemeinschaften die Abt. XII verantwortlich. Mit der Militärspionage war die Abt. IV befasst, mit der Unterwanderung gegnerischer Nachrichtendienste die Abt. IX.

Innerhalb der Hauptverwaltung war vornehmlich der Sektor Wissenschaft und Technik (SWT) mit Wissenschafts- und Technikspionage befasst, der zu diesem Zweck die Abt. XIII bis XV sowie die Arbeitsgruppen 1, 3 und 5 unterhielt sowie eine eigene Auswertungsabteilung, die Abt. V bzw. ab 1959 Abt. VII.

[Das farbige Lichtbild zeigt im Vordergrund links Markus Wolf, Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung, im Anzug mit Krawatte und rechts Ursel Lorenzen im Kleid mit Streublumen. Sie schütteln sich lächelnd die Hände, sind nur im Profil zu sehen.]

Leiter der HV A waren 1951/52 Anton Ackermann, kurzzeitig Richard Stahlmann, 1952-1986 Markus Wolf, dann Werner Großmann und 1989/90 Bernd Fischer. Von anfangs zwölf Mitarbeitern wuchs der Apparat bis 1955 auf 430, bis 1961 auf 524 Mitarbeiter und erreichte bis 1972 einen Umfang von 1.066 hauptamtlichen Mitarbeitern. Bis 1989 wuchs die HV A auf 3.299 hauptamtliche Mitarbeiter, hinzu kamen 701 Offiziere im besonderen Einsatz (OibE, 1985: 1.006) sowie 778 hauptamtliche inoffizielle Mitarbeiter (HIM). OibE und HIM arbeiteten verdeckt in der DDR und im Operationsgebiet. Insgesamt verfügte die HV A also zuletzt über 4.778 Mitarbeiter.

Die Anzahl der von der HV A geführten IM umfasste im Jahre 1989 rund 13.400 in der DDR und weitere 1.550 in der Bundesrepublik. Über 40 Jahre hinweg werden nach Hochrechnungen insgesamt rund 6.000 Bundesbürger und Westberliner IM der HV A gewesen sein.

Helmut Müller-Enbergs