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MfS-Lexikon

Kollegium des MfS

Auf der Grundlage einer Regierungsverordnung von 1952 wurde im Juli 1954 im damaligen Staatssekretariat für Staatssicherheit ein Kollegium gebildet, dem laut Geschäftsordnung neben dem Staatssekretär (ab November 1955 Minister) als Vorsitzender seine fünf Stellvertreter und der 1. Sekretär der SED-Parteiorganisation angehörten. Der Kreis der formellen und informellen Mitglieder erweiterte sich jedoch schon bald. Informell nahmen die obersten sowjetischen Chefberater und ab April 1957 auch der Leiter des Sektors MfS in der Abteilung für Sicherheitsfragen des ZK an den Sitzungen des Kollegiums teil.

Im Juli 1957 wurde das Gremium durch Beschluss der Sicherheitskommission des ZK um die Leiter wichtiger operativer Hauptabteilungen (HA I, HA II, HA III [Vorläufer HA XVIII], HA V [Vorläufer HA XX ]) und den stellvertretenden Leiter der HV A, Hans Fruck, erweitert. Das Kollegium war laut Geschäftsordnung ein beratendes Gremium, fällte aber - vor allem in der Schwächephase Wollwebers 1957 - immer wieder auch Beschlüsse.

Im September 1957 - wenige Wochen vor der Einsetzung Erich Mielkes als Minister - wurde die Geschäftsordnung des Kollegiums außer Kraft gesetzt. Unter Mielke verlor das Gremium an Bedeutung, über längere Zeiträume wurde es nicht mehr einberufen. Das Statut des MfS von 1969 enthält nur noch die Festlegung, dass das Kollegium ein "beratendes Organ des Ministers" sei, dessen Mitglieder von ihm berufen werden.

Die Zusammensetzung des Kollegiums variierte im Laufe der Jahrzehnte leicht. 1989 gehörten ihm der Minister, seine Stellvertreter, die Leiter der HA I, II und XVIII sowie der HA KuSch, AGM, ZAIG und der BV Berlin, ferner auch der 1. Sekretär der SED-Kreisleitung im MfS und der Leiter des BdL als Sekretär des Kollegiums an. Am 05.12.1989 wurde das Kollegium zum Rücktritt gezwungen. Entscheidend war dabei die Empörung, die sich in den Tagen zuvor auf den Stasi-internen Parteiversammlungen entladen hatte. Der Generalität wurde vorgeworfen, dass sie jahrzehntelang bedingungslos einer verfehlten Politik gefolgt sei.

Roger Engelmann, Walter Süß