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MfS-Lexikon

Rosenholz

Die Sicherungskopie der verfilmten Karteikarten und Statistikbögen der Hauptverwaltung A trägt den - vom Bundesamt für Verfassungsschutz vergebenen - Namen "Rosenholz". Die Stasi-Unterlagen-Behörde erhielt die Datensätze bis März 2003 vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA, sofern sie Deutsche betrafen. Nicht übergeben wurden Datensätze zu Ausländern. Übernommen wurden 280.000 Personendaten aus der gesamten Zeit der HV A-Tätigkeit bis Januar 1988. 54 Prozent davon entfallen auf Bundesbürger, 38 Prozent auf Bürger der DDR und 8 Prozent sind ohne Zuordnung.

[Das farbige Lichtbild zeigt eine aufgeblätterte Aufbewahrungsmappe für CDs. Im Fokus liegt dieoberste CD. Auf ihr steht, unter der Rundumschrift "Secret", "Rosenholz; Date: 14 June 2011".]".

Die Datenbank, in der heute die "Rosenholz-Unterlagen" recherchierbar sind, ist aufgebaut wie andere Karteien des MfS. Es gibt F 16- und F 22-Karteikarten sowie Statistikbögen.

In der Personenkartei (F 16) erfasste die HV A die Daten von Personen, die für sie von Bedeutung waren. Die F 16 enthält Namen und persönliche Daten einer Person sowie eine Registriernummer, nicht aber den Grund der Registrierung. Sehr häufig wurden mehrere Personen unter einer Registriernummer geführt.

Die Vorgangskartei (F 22) enthält Hinweise darauf, unter welcher Kategorie bzw. Vorgangsart die verzeichneten Personen geführt wurden. Die rund 57.000 Karteikarten der F 22 enthalten keine Klarnamen und persönlichen Daten, sondern Registriernummern, mit denen sich die Verbindung zu den F 16 herstellen lässt. Die F 22 gibt erste Anhaltspunkte, aus welchen Gründen sich die HV A für die zu einer Registriernummer gehörenden Personen interessiert hat.

Die bei der BStU vorliegenden Statistikbögen beziehen sich auf Bundesbürger (Statistikbögen zu anderen Staatsbürgern liegen nicht vor), die als inoffizielle Mitarbeiter oder als Kontaktpersonen geführt wurden. Ein Statistikbogen fasst verschiedene Angaben zu einem IM zusammen. Er enthält nicht den bürgerlichen Namen, sondern Decknamen, Registriernummer und nähere Charakterisierungen wie Motiv zur Kooperation und Beginn der inoffiziellen Zusammenarbeit. Zusammen mit den dazugehörigen F 16- und F 22-Karteien sind die Statistikbögen wichtige Mittel zur Identifizierung von Personen.

Helmut Müller-Enbergs