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Pressemitteilung

"Feind ist, wer anders denkt" in Ingolstadt

Wanderausstellung über die Stasi mit regionalen Bezügen

Wie erging es den Menschen in Ost und West, die ins Visier der Staats-sicherheit der DDR gerieten? Mit welchen Methoden arbeitete die Stasi? Und wie präsent war die Geheimpolizei auch in der Bundesrepublik? Antworten gibt die Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU), die am Donnerstag, 18. Juni 2015, in Ingolstadt eröffnet wird. Die Schau dokumentiert, wie durch Überwachung, Bespitzelung und Unterdrückung von Menschenrechten die Macht der Staatspartei SED in der DDR gesichert wurde. Sondertafeln zeigen Geschichten aus der Region Ingolstadt, die in Stasi-Unterlagen dokumentiert sind. Darin geht es um einen Ingolstädter Bank-Mitarbeiter und um das Audi-Werk. Zwei Module erinnern an die Friedliche Revolution 1989.

Eröffnung:

  • 18. Juni 2015, 11.00 Uhr
    Gerhard Maier, Oberstudiendirektor und Schulleiter (Begrüßung)
    Gabriel Engert, Kulturreferent der Stadt Ingolstadt (Grußwort)
    Dr. Helge Heidemeyer, Leitung der Abteilung Bildung und Forschung, BStU (Einführung)

Ort:

  • Christoph-Scheiner-Gymnasium,
    Hartmannplatz 1, 85049 Ingolstadt

Öffnungszeiten:

  • 18. Juni bis 2. Juli 2015
    Montag bis Freitag 9-13.00 Uhr Schulklassen;

    Montag bis Donnerstag 13-17.00 Uhr externe

Begleitprogramm:

  • 18. Juni, 14-17.00 Uhr, Lehrerfortbildung;
  • 23., 24., 25. Juni: Schulprojekttage, Dr. Hans-Peter Löhn, BStU, Anmeldung: [bildung@bstu.bund.de];
  • 29. Juni 2015, 18.00 Uhr, Vortrag Aktion "Zug" - Die Botschaftsflüchtlinge auf ihrer Fahrt von Prag nach Hof, Konrad Felber, BStU, jeweils Christoph-Scheiner-Gymnasium.

Führungen nach Voranmeldung über [ausstellungen@bstu.bund.de ]

Elmar Kramer, Stellv. Pressesprecher

Hintergrundinformationen zu Ingolstadt und Umgebung

Zahlen zur Akteneinsicht bei der Stasi-Unterlagen-Behörde
(1991 bis Mai 2015)
Anträge gesamt aus Bayern: 94.311
- darunter persönliche Akteneinsicht: 70.088
Anträge gesamt aus Ingolstadt: 640
- darunter persönliche Akteneinsicht: 571

Im Visier der Stasi: Ingolstadt und seine Umgebung

Die 1966 errichtete und 1997 für den Öltransport stillgelegte Pipeline Central European Line (CEL) endete in Ingolstadt. Die DDR-Staats-sicherheit hatte in den 1970er- und 80er-Jahren großes Interesse an dieser Leitung und an Ingolstädter Raffinerien wie der ERIAG. Mehrere Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren mit dem Auskundschaften der Anlagen beauftragt. Die Stasi war an Informationen zur Infrastruktur aus strategischen Gründen interessiert. IM "Jupp" lieferte dem MfS Ingolstädter Stadtpläne, auf denen die Öl-Pipeline eingezeichnet ist. Er markierte, an welchen Stellen sich Zugangsmöglichkeiten zur Leitung und technisch wichtige Einrichtungen befinden.

Unter dem Decknamen "Wolf" war ein Ingolstädter Bank-Mitarbeiter von 1980 bis zum Mauerfall als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für die Stasi tätig. Er war durch einen früheren Bekannten, ebenfalls ein IM, der in der DDR lebte, geworben worden. IM "Wolf" leitete Informationen über Bankgeschäfte weiter, darunter Listen von Schuldnern, Konkursen und Vergleichen. Später wirkte er dabei mit, dass sein Sohn als IM geworben wurde. In der Stasi-Akte heißt es, dass für das Gelingen der Anwerbung "sein gefestigtes, vertrauensvolles Verhältnis zu seinem Vater" (IM "Wolf") entscheidend gewesen sei, der "den Werbeprozeß vorbereitete und tatkräftig unterstützte". Mit Beginn des Rentenalters suchte die Stasi 1989 eine neue Verwendung für IM "Wolf". Er habe zwar "keinen Zugriff mehr auf Schuldnerlisten", aber es müssten sich "neue Einsatzmöglichkeiten" ergeben. Darunter waren eine "gezielte Verbindungsaufnahme zum OB (Oberbürgermeister) der Stadt", aber auch "Möglichkeiten der gezielten Aufklärung eines ausgewählten Grenzabschnitts" zwischen West-Deutschland und Österreich. Mit dem Mauerfall im November fanden diese Pläne ein Ende.

Weitere Informationen unter www.bstu.de

Kontakt zur Pressestelle

Elmar Kramer, Stellv. Pressesprecher

Pressesprecher

Elmar Kramer

Telefon: 030 18 665-7181
E-Mail: elmar.kramer@bundesarchiv.de