Einblicke in die geheimen Berichte der Staatssicherheit an die SED-Führung in der DDR gibt der Jahresband 1965 "Die DDR im Blick der Stasi", der jetzt in der Reihe des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen erschienen ist.
Das Jahr 1965 stand im Zeichen der Wirtschaftsreformen der SED, die im Schatten der Mauer eingeleitet worden waren. Diese wurden von einer zaghaften Öffnung hin zu einem vielfältigen geistigen Leben begleitet.
Das neue ökonomische System strebte nach mehr Dynamik und Eigenverantwortlichkeit. In dem Band wird nachgezeichnet, welche Folgen die vom Ministerium für Staatssicherheit gemeldeten Störungen und Havarien in Betrieben hatten. Sie waren Munition für jenen Teil des SED-Apparates, der die Reformen von Anfang an abgelehnt hatte, weil er um seine Macht fürchtete. Im Herbst des Jahres wurden Jugendliche zum Protest provoziert, um reformorientierten Politikern Kontrollverlust vorzuwerfen. Am Ende des Jahres stand das 11. Plenum des ZK der SED, auch als "Kahlschlag-Plenum" bekannt, auf dem der neuen Generation Musik und Hoffnung, den Künstlern Freiheit und Filme genommen und der Wirtschaftsreform das Rückgrat gebrochen wurden.
Der neueste Band der Berichte der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) des Ministeriums für Staatssicherheit wurde von Dr. Bernd Florath, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Bildung und Forschung des BStU, bearbeitet. Es ist der sechste Band der Edition, die von BStU-Forscherin Prof. Dr. Daniela Münkel herausgegeben wird. Bisher sind Bände zu den Jahren 1953, 1961, 1965, 1976, 1977 und 1988 erschienen.
Weitere Informationen unter "DDR im Blick der Stasi"
Rezensionsexemplare sind über die Pressestelle erhältlich.
Elmar Kramer, stellv. Pressesprecher