Der Erfolg im gegenseitigen Kräftemessen von Tierpark und Zoo hing eng von ihren tierischen Bewohnerinnen und Bewohnern ab. Beide Seiten versuchten, besonders exotische und wertvolle Exemplare zu präsentieren. Damit der Tierpark möglichst schnell das Niveau des Zoos erreichte, stifteten viele DDR-Betriebe und -Ministerien Tiere – auch die Stasi.

Zum Inhalt springen

Ein Bär steht auf einem Felsen im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde. Im Hintergrund sind Menschen zu sehen.

Sammeln für den Tierpark

Trotz seiner bevorzugten Behandlung gegenüber anderen DDR-Zoos wie Leipzig, Dresden oder Halle war der Tierpark nach seiner Eröffnung weiterhin auf Spenden angewiesen. Schließlich musste zunächst einmal ein Grundbestand an Tieren aufgebaut werden. Hier kamen die anderen Zoos, Städte, Betriebe und Ministerien ins Spiel, die den Tierpark finanziell unterstützten.

Die Deutsche Grenzpolizei überreichte Dathe am 6. April 1956 einen Scheck über 30.000 Mark für den Kauf eines Tigerpärchens und eines afrikanischen Elefanten. Die brandenburgische Stadt Strausberg stiftete Strauße, der Volkseigene Betrieb "Kälte" Berlin Eisbären, das Ministerium für Schwerindustrie einen Elefanten – und das MfS zwei Brillenbären.

Die Spende stammte vom Wachregiment "Feliks Dzierżyński". Das Schreiben des Kommandeurs vom 31. Oktober 1957 und der Scheck über 7.671,65 Mark sind als Foto im Stasi-Unterlagen-Archiv überliefert. Tierpark-Direktor Dathe bedankte sich einen Tag später mit einer Urkunde.

„Alle unsere Genossen haben freudig ihren Beitrag dazu geleistet um auch auf diese Art mitzuhelfen den Berliner Tierpark zum schönsten seiner Art in Europa werden zu lassen.“

Kommandeur des Wachregiments "Feliks Dzierżyński"
BArch, MfS, WR Berlin, Nr. 25264, Bl. 27

Dokument in der Stasi-Mediathek ansehen

Pandadiplomatie und ein Alligator namens Mao

Als Schau- und Handelsobjekten kam den Tieren ein hoher Wert zu. Tierpark und Zoo versuchten sich auf diesem Gebiet gegenseitig zu übertrumpfen. Jeder wollte seinen Besucherinnen und Besuchern die exotischsten Exemplare präsentieren. Ein Großteil der Tiere für Ost-Berlin kam aus sozialistischen "Bruderstaaten".

So erreichte etwa 1957 der Alligator Mao aus China den Tierpark, ein Jahr später das vietnamesische Elefantenmädchen Kosko. Einen besonders großen Prestigeerfolg feierte der Tierpark 1958: Das für West-Zoos bestimmte Pandaweibchen Chi-Chi aus Peking verweilte wegen eines US-Handelsembargos für chinesische Waren für drei Wochen im Tierpark. Der West-Berliner Zoo hingegen erhielt erst 1980 – als Folge der chinesischen Öffnungspolitik – mit Bao Bao und Tjen Tjen zwei Exemplare der streng geschützten Bambusbären.

Ein sibirischer Tiger steht auf einem Felsen im Freigehege des Alfred-Brehm-Hauses.
Blick in die Tropenhalle des Alfred-Brehm-Hauses im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde.

Einen weiteren Meilenstein erreichte der Tierpark 1963. Anlässlich Walter Ulbrichts 70. Geburtstags am 30. Juni wurde in Anwesenheit des Oberbürgermeisters von Groß-Berlin, Friedrich Ebert, das Alfred-Brehm-Haus eröffnet.

Der vom berühmten DDR-Architekten Heinz Graffunder entworfene Prestigebau mit begehbarer Tropenhalle war zu diesem Zeitpunkt das größte Tierhaus der Welt. Es beherbergte exotische Raubtiere, wie Großkatzen oder Flughunde. Bei vielen Besuchen hochrangiger Gäste stand das Alfred-Brehm-Haus ganz oben auf dem Programm.

Zwischenstation für Tiertransporte

Auch im Bereich des Tierhandels hatte der Tierpark eine besondere Bedeutung. Bei Transporten zwischen Ost und West diente er als zentrale Transitstation. Wenn Tierhändler ihre "Ware" zum Beispiel aus der Sowjetunion Richtung Westen schickten, passierte sie früher oder später das Quarantänelager des Tierparks. Das Bestellsystem für Tiere – auch für andere Zoos – war außerdem im Tierpark zentralisiert.

Geschäfte mit anderen Zoos oder Tierhandelsfirmen liefen in der DDR seit Ende der 50er Jahre über den staatseigenen Deutschen Innen- und Außenhandel (DIA).

  1. I. Ein sozialistischer Zoo für die Hauptstadt
  2. III. Vorwurf: Sabotage – Ermittlungen gegen einen Tierpfleger