DDR-Führung muss einlenken
Für die Spitze des Ministeriums für Staatssicherheit hatte das Jahr gar nicht schlecht begonnen: Ihr Herr und Meister, die SED-Führung, hatte im Dezember 1988 auf einem Plenum des Zentralkomitees bekräftigt, dass es in der DDR auf gar keinen Fall zu einer Übernahme der Reformpolitik Gorbatschows, von "Perestroika" und "Glasnost", kommen dürfe. Das bestätigte die Stasi-Oberen in ihrem Glauben, das sicherste Mittel dafür, dass alles so bleibt, wie es ist, sei Repression gegen Widerspruch aus der Gesellschaft.
Aber die DDR war keine isolierte Insel, sondern Teil des Ostblocks und wirtschaftlich zunehmend von der Bundesrepublik abhängig. Im Ostblock befand sich die Führungsmacht, die Sowjetunion, auf einem Kurs zur Öffnung nach dem Westen. Gerade in diesen Wochen waren die Verhandlungen bei der Konferenz zur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in eine entscheidende Phase getreten. In Wien, wo diese Verhandlungen statt fanden, hatte sich die sowjetische Vertretung, ebenso wie die ungarische und die polnische Delegation, darauf verständigt, den westlichen Forderungen nach stärkerer Beachtung der Menschenrechte entgegen zu kommen: Gewährung von Informations- und Reisefreiheit und die Zulassung von Bürgerrechtsgruppen. Die DDR-Führung hatte lange versucht, dem gegen zu steuern, musste schließlich aber einlenken und das Abschlussdokument ebenfalls unterzeichnen.