Streiks und große Demonstrationszüge in Leipzig
Aktionen fanden beispielsweise in Delitzsch, Espenhain, Schkeuditz, Schmölln und Bad Düben statt. Schon vor dem 17. Juni war es im Bezirk Leipzig in großen Betrieben zu Streiks und Protesten gegen die Normenerhöhungen gekommen. So legten am 15. Juni die Arbeiter des VEB Sanar Roßwein im Kreis Döbeln die Arbeit nieder, am 16. Juni die Arbeiter des VEB Megu Leipzig. Berichten der Polizei ist zu entnehmen, dass diese ersten Streiks in eilig einberufenen Versammlungen wieder beendet werden konnten. Als jedoch die Nachrichten zu den Vorkommnissen in Ost-Berlin nach Leipzig drangen, gab es kein Halten mehr.
Am Morgen des 17. Juni legten die Beschäftigten des IFA Getriebewerkes im Leipziger Stadtteil Liebertwolkwitz als erste die Arbeit nieder. Wenig später folgten die Arbeiter der anderen großen Industriebetriebe. Insgesamt streikten in Leipzig 81 Betriebe mit fast 27.000 Arbeiterinnen und Arbeitern sowie Angestellten. In vielen Fabriken wurden Streikleitungen gebildet. Bald gingen die Streikenden auf die Straße und marschierten aus allen Richtungen in das Stadtzentrum. Die Demonstranten riefen ihre Forderungen oder schrieben sie auf ihre Plakate: "Nieder mit der Regierung und freie Wahlen", "Wir fordern Butter und keine Kanonen, Freiheit und mehr Lohn", "Wir fordern andere Normen" und "Solidarität mit Berlin". Viele andere Leipziger Bürgerinnen und Bürger schlossen sich den Demonstrationszügen an.

Auf der Rückseite des Flugblattes notierte die Stasi: "Diese Fotokopie wurde am Mittwochabend in der Beethovenstr. den Passanten in die Hände gedrückt."
Quelle: BStU, MfS, BV Leipzig, Leitung, Nr. 231, Bl. 59