Beginn des Aufstandes in Magdeburger Industriebetrieben
Die Elbestadt war ein Zentrum des Schwermaschinenbaus. Hier gab es mehrere große Werke mit zehntausenden Beschäftigten. Schon im Dezember 1952 war es in diesen Betrieben zu Streiks gekommen, weil die Arbeiter sich nicht mit in ihren Augen ungerechten Prämienzahlungen abfinden wollten. So waren es auch am 17. Juni diese Betriebe, in denen die Proteste ihren Anfang nahmen. Während in Dresden, Erfurt oder Berlin die Streiks und Demonstrationen auf Initiativen von Bauarbeitern begannen, ging der Aufstand in Magdeburg zunächst von Industriearbeitern aus.
Mit Beginn der Frühschicht beherrschten die Ereignisse in Ost-Berlin die Diskussion. Viele Magdeburger hatten von den Streiks und Demonstrationen aus westlichen Radiosendern wie dem RIAS (Rundfunkanstalt im amerikanischen Sektor) und dem NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk) erfahren. Die Menschen konnten sich bestens mit den Forderungen ihrer Landsleute identifizieren, ihre Lebensumstände waren genauso miserabel wie in Berlin oder anderen Städten der DDR. Die Arbeiter der Formerei im Schwermaschinenbau "Ernst Thälmann" beschlossen schon um 7:30 Uhr, die Arbeit nieder zu legen. Sie begaben sich auf einen Demonstrationszug durch das gesamte Werk, rissen SED-Losungen von den Wänden und zerstörten Fotos führender SED-Funktionäre. Gegen 9:00 Uhr hatten sich 5.000 Menschen dem Protestzug angeschlossen, die gesamte Frühschicht befand sich im Streik.