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Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kirche, Kultur, Untergrund)

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Stand: Dezember 2021
Umfang: 1.261 lfm
Laufzeit: (1928 - 1949) 1950 - 1990
Erschließungsstand: 99,9 %

Aufgabenstellung

- Federführung auf dem Gebiet der Verhinderung bzw. Aufdeckung und Bekämpfung politisch-ideologischer Diversion (PID) und politischer Untergrundtätigkeit (PUT)
- Sicherung zentraler Organe und Einrichtungen des Staatsapparates
- Sicherung der Führungsgremien der Parteien (ohne SED) und Massenorganisationen
- Mitwirkung an der Durchsetzung der offiziellen Jugendpolitik
- Aufklärung und Bearbeitung von Vorkommnissen staatsfeindlicher Hetze
- Sicherung zentraler Sporteinrichtungen und Abwehrarbeit im Leistungssport
- Aufklärung, Bearbeitung, Sicherung der Kirchen und Religionsgemeinschaften (im Sprachgebrauch des MfS auch häufig als "Verhinderung des Missbrauchs der Kirchen" bezeichnet)
- Sicherung der zentralen Massenmedien (Fernsehen, Rundfunk, Presse, Verlage)
- Mitwirkung an der Durchsetzung der Kulturpolitik der SED und Sicherung zentraler Einrichtungen und Objekte auf dem Gebiet der Kultur
- Sicherung zentraler Einrichtungen des Bildungswesens (Ministerium für Volksbildung bzw. für Hoch- und Fachschulwesen)
- abwehrmäßige Arbeit im und nach dem Operationsgebiet (vor allem Bundesrepublik und Berlin-West) gegen Zentren der PUT und unter Anhängern alternativer Gruppierungen
- Sicherung von Einrichtungen und Betrieben der SED
- Führung von IM und Einsatz von OibE

Enthält u. a.

- Verhinderung und Bekämpfung staatsfeindlicher Aktivitäten- Überwachung der Kirchen und Religionsgemeinschaften/Verhinderung von Aktivitäten der "Zeugen Jehova"
- Überwachung des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes (ADN) und des Rundfunk- und Fernsehwesens
- Überwachung und Bekämpfung von oppositionellen Gruppen, insbesondere aus der Friedens-, Umwelt- und Bürgerrechtsbewegung, z. B. "Umweltbibliothek", "Neues Forum", "Initiative für Frieden und Menschenrechte"
- Verhinderung "ungesetzlicher Grenzübertritte" und der "Ausschleusung" von DDR-Bürgern
- Bekämpfung von "Feindorganisationen", z. B. "Europäisches Netzwerk für den Ost-West-Dialog"
- Reise-, Auslands- und Sportkader
- Attentat auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München
- Dopingprogramm für den Hochleistungssport
- Versuchte Republikflucht von Spielern der SG Dynamo Dresden
- Sicherung zentraler Sporteinrichtungen und -veranstaltungen sowie der Zentralen Druckerei-, Einkaufs- und Revisionsgesellschaft (ZENTRAG) und des GENEX-Geschenkdienstes
- NS-Verbrechen in den KZ Auschwitz, Sachsenhausen, Buchenwald mit Nebenlager Dora und Ravensbrück
- Kriegsverbrechen der SS-Einsatzgruppen und der Wehrmacht in den besetzten Gebieten
- Rechtshilfeersuchen der Bundesrepublik Deutschland zur Aufklärung von NS-Kriegsverbrechen

Informationen über die Bearbeitung des Teilbestandes

Der Teilbestand ist überwiegend ungeordnet in Form von Bündeln mit loser Blattablage überliefert. 1990 - 1992 sind formierte und registrierte Akten zu IM, GMS, OPK und OV sowie Kaderakten dem Teilbestand entnommen worden. Die Unterlagen wurden separat in sogenannten "90er Reihen" ohne archivische Verzeichnung der Inhalte abgelegt. Dies geschah, um sie umgehend für personenbezogene Recherchen nutzen zu können.

Die Zentralen Materialablagen (ZMA) der HA XX/AKG, Personendossiers und Karteien wurden vollständig oder teilweise rekonstruiert. Danach begann die archivische Erschließung der Unterlagen aus der HA XX/4 und der HA XX/9 sowie die der AKG.

Zentrale Materialablage (ZMA):
Wie alle „operativen“ Diensteinheiten bildete auch die HA XX eine sogenannte „Zentrale Material Ablage“ (ZMA) für die Überlieferung von personen- als auch sachbezogenen Unterlagen.
Hierbei gibt es eine Zweiteilung:
a) man unterscheidet die personenbezogene ZMA, die im Karteireferat der Archivabteilung des Stasi-Unterlagen-Archivs innerhalb der Kartei „HA XX/AKG – VSH“ beauskunftet wird. Diese Kartei ist vollständig im EPR erfasst.
b) des Weiteren gibt es die sachbezogene ZMA im zuständigen Erschließungsreferat. Hierbei handelt es sich um eine alphabetische Sachkartei (Umfang ca. 1,40 lfm). Die ZMA-Nummern sind auf den Karteikarten und den zugehörigen Ablagen vermerkt.
Die dazugehörigen Akten der Gesamt-ZMA –numerische Ablage- hat einen Umfang von 76,00 lfm.
Bei den in den ZMA überlieferten Unterlagen handelt es sich um personenbezogene Unterlagen aller Abteilungen der HA XX. Hierin sind u.a. Personen aus der Opposition der DDR, wie z.B. Gerd Poppe oder Wolfgang Templin.
Bei den sachbezogenen Unterlagen finden sich vor allem Unterlagen von Organisationen und Institutionen aus dem Operationsgebiet und dem weiteren westlichen Ausland. Beispiel hiervon sind „Kriminelle Menschenhändlerbanden“ oder „Europäisches Netzwerk für den Ost-West-Dialog“.
Zusätzlich gibt es Unterlagen mit ZMA-Nummern, die in Bündeln bzw. in den physisch rekonstruierten Unterlagen aufgefunden wurden. Dieses Material wurde als Sachakte verzeichnet und erhielt eine Archivsignatur. Zur vorhandenen ZMA-Nummer wurde eine Konkordanz hergestellt. in dem Sachaktenerschließungsprogramm (SAE) wurde die ZMA-Nr. in das Feld „Registratur/ Herausgabesignatur“ eingetragen und ist somit recherchierbar.
Findmittel (intern - Stasi-Unterlagen-Archiv):
- personenbezogene MfS-Karteien
- Datenbank "Elektronisches Personenregister" (EPR)
- Datenbank "Sachaktenerschließung" (SAE)
- Datenbank zu Mitarbeitern der HV A, zu HIM und OibE (HHO)

Besonderheiten

Sammlung der HA XX/4 von öffentlichen Quellen zur Kirche (Kirchenschriften, Bücher, Zeitschriften u. a., teilweise mit Zuheftungen). Hinzu kommen eine kirchenpolitische Dokumentation, eine Zeitungsausschnittsammlung, eine Organisationen-Ablage zu kirchlichen Organisationen und Religionsgemeinschaften. Weiterhin Unterlagen über Schriftenvergleichsfahndung und eine Handaktenablage "West" über Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland und Reisekaderablage.
Seit 1995 werden die von MfS-Mitarbeitern 1990 zerrissenen Unterlagen durch eine Projektgruppe rekonstruiert, beim Teilbestand abgelegt und erschlossen.