Inhalt
In vielfältiger Weise machten die MfS-Mitarbeiter von ihren Fotokameras Gebrauch: Wenn sie Oppositionelle beschatteten, Flucht- und Protestaktionen untersuchten, Dienstgebäude, Straßen und Plätze überwachten, ihre Arbeit oder gemeinsame Freizeitaktivitäten dokumentierten – nicht selten war das Fotografieren selbstverständlicher Teil ihres Auftrags.
Wohl weit mehr als 2 Millionen Fotografien bilden das visuelle, bis heute kaum erforschte Erbe der Geheimpolizei. Oft sind die Aufnahmen die einzigen fotografischen Dokumente von Orten, an denen in der DDR sonst nicht fotografiert wurde oder werden durfte. Auch zahlreiche oppositionelle Aktionen, von denen es sonst keine Überlieferung gibt, sind ausschließlich auf diese Weise dokumentiert. Darüber hinaus finden sich in den Akten beschlagnahmte Aufnahmen "verbotener" Orte, für die die Fotografen zum Teil mit Freiheitsentzug bestraft wurden.
Der Bildband gewährt – gegliedert nach thematischen Schwerpunkten – Einblicke in die Bilderwelt der Staatssicherheit. Er analysiert Entstehung und Funktion der Fotografien im Repressionssystem des MfS, stellt einzelne Fotografen des MfS vor und präsentiert unerwartete Einblicke in den Alltag der DDR. Ein aufschlussreicher Kommentar zu jedem Bild bzw. jeder Bilderserie liefert Informationen über den Kontext der Entstehung, den Fotografen und über die Bildinhalte – erst auf diese Weise werden die Fotografien "lesbar" gemacht.
Zum Autor/Herausgeber
Philipp Springer
Dr., Jahrgang 1970, Studium der Geschichte, Osteuropäischen Geschichte und Religionswissenschaft; 2012-2021 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stasi-Unterlagen-Archiv