Die verdrängte Revolution

Reihe
Wissenschaftliche Reihe

Umfang
847 Seiten

Auflage
1. Auflage, Bremen 2004

Verlag
Edition Temmen

Preis
5,00 €

ISBN
3-86108-387-6

Sprache
Deutsch

Band 25

Inhalt

Über den Verlauf und die unmittelbaren Folgen des Volksaufstandes im Juni 1953 in der DDR liegen inzwischen ausführliche und quellengesättigte Darstellungen vor. Welche Wirkungen der 17. Juni langfristig hinterlassen hat, darüber gibt es zwar einzelne Untersuchungen, eine komplexe Darstellung steht bislang jedoch noch aus. Das Buch ist der Versuch, diese Lücke schließen zu helfen und gängigen Begriffen wie "Trauma" oder "verdrängte" und "vergessene" Geschichte ein genaueres Gesicht zu geben. Das fängt an mit der Einordnung des 17. Juni in die Revolutionsgeschichte, einschließlich des Vergleichs zwischen dem 17. Juni 1953 und dem Herbst 1989.

Den Spuren des Traumas werden hauptsächlich auf der Seite der Machthabenden unter dem Aspekt "vorbeugen und verhindern" nachgegangen. Sie sind jedoch nicht zu trennen von jenen der Ohnmächtigen in der DDR, die sich an den 17. Juni erinnerten und immer wieder versuchten, ihn durch öffentliche Bekenntnisse sowie Einzel- und Gruppenaktionen in der DDR wachzurufen. Hier überrascht vor allem die Vielseitigkeit und das Alter der Akteure.

Korrekturhinweis (PDF, 31KB, Datei ist barrierefrei ⁄ barrierearm)

Zum Autor/Herausgeber

Bundesarchiv/Stasi-Unterlagen-Archiv (Hg.)

Bernd Eisenfeld

Ilko-Sascha Kowalczuk

Dr., Jahrgang 1967, Historiker; Projektleiter in der Abteilung Kommunikation und Wissen des Stasi-Unterlagen-Archivs

Ehrhart Neubert

Einführung

    Der "17. Juni" - ein geschichtspolitischer Mythos?
    Struktur und Fragestellungen des Buches
    Die Ereignisse vom "17. Juni 1953" - Ursachen und Ausmaße

Scheitern und Gelingen - Aufstände gegen den sowjetischen Kommunismus
1. Revolutionen gegen "die Diktatur des Proletariats"
  1. Erhebungen gegen eine imperiale Macht
  2. Passivität im Westen
2. Die Identifizierung des Untergangs durch das Totalitarismuskonzept
  1. Revolutionen und Totalitarismustheorie
  2. Machtquellen des Kommunismus
  3. Spaltung der Gesellschaft
  4. Machtverlust
  5. Politische Religion und die "Sendung der Arbeiterklasse"
  6. Revolution und pluralistische Demokratie
3. Zwei Revolutionen im Vergleich 1953 und 1989
  1. Politische Konstellationen
  2. Gesamtdeutscher Bezug
  3. Gesellschaft
  4. Die Kirchen
  5. Akteure
  6. Zum demokratischen Gehalt der Revolutionen
Vorbeugen und verhindern - der "17. Juni": Trauma der Machthabenden
1. Unmittelbare Reaktionen im Machtzentrum: der SED-Apparat
2. Vorbereitungen auf den Krisenfall
  1. Die "Kampfgruppen der Arbeiterklasse"
  2. Mobile Einheiten - die Bereitschaftspolizei
  3. Schwert der Partei - das MfS
3. Herausforderung: die Jahrestage des Aufstandes
  1. Die fünfziger Jahre - vorbeugen im Innern über alles
  2. Die sechziger Jahre - aktive Verdrängung
  3. Die siebziger Jahre - neue Gefahren aus dem Westen
  4. Die achtziger Jahre - Trauma bis zum Ende
4. Die "Stabilisierung" der Kader
5. Nur nicht weh tun - der nachsichtige Umgang mit den Arbeitern
6. Prävention und Revolution
Angenommen und ausgeschlossen - der Volksaufstand in widerständigen Milieus
1. Phänomene widerständigen Verhaltens in der Bevölkerung
  1. Widerständige Gruppierungen
  2. Streikdrohungen und Arbeitsniederlegungen
2. Die Opposition und der "17. Juni"
  1. Dissidentische Intellektuelle
  2. Die strategische Differenz - die DDR-Opposition
  3. Die nationale Frage
  4. Das Konzept der Zivilgesellschaft
  5. Nachhaltige Wirkungen in den Kirchen
Kampf an der ideologischen Front
1. Geschichtspolitik und Geschichtswissenschaft im SED-Staat
2. Das "Neue Deutschland" und der "17. Juni"
  1. Unmittelbare Reaktionen
  2. Die Ära Ulbricht
  3. Die Ära Honecker
3. Geschichtswissenschaft als Klassenauftrag. Der "17. Juni" und die Historiker der DDR
  1. Historiker am "17. Juni 1953"
  2. Der Historiker als Apologet
  3. Der "17. Juni" in der Erinnerung von Historikern nach der Herbstrevolution
  4. Auseinandersetzung mit der bundesdeutschen DDR-Forschung
Bundesdeutsche Spiegelung des Aufstandes
1. Der "17. Juni" - eine deutschlandpolitische Zäsur
  1. Die Entwicklung bis zum Jahr 1969
  2. Fremdkörper in der Entspannungspolitik
  3. Renaissance in der Ära Kohl
  4. Nachspiel und das Ende des "Tages der deutschen Einheit"
2. Der "17. Juni" in der bundesdeutschen Wissenschaft und Publizistik bis 1989
  1. Geschichtspolitik, ostdeutscher Volksaufstand und Europa
  2. Einordnung in die deutsche Geschichte. Gesamtdarstellungen
  3. Der "17. Juni" als antikommunistischer Volksaufstand. Die erste Forschungsphase bis 1957
  4. Wirkungsmächtige Umdeutungen durch Arnulf Baring
  5. Erinnerungen als Quellen: Fritz Schenk und Heinz Brandt
  6. Politische Deutungen historischer Vorgänge für die Gegenwart
  7. Politische Vereinnahmungsversuche
  8. Permanente Reproduktion in der bundesdeutschen Historiographie bis 1989
  9. Standardwerke zur DDR-Geschichte
  10. Jenseits des Mainstreams
  11. Zwischen "nationaler Revolution" und "Lohnkampf"
Antikommunismus als Lebensaufgabe
1. Das "Komitee 17. Juni" in West-Berlin und das MfS (1953/54)
  1. "Rampa" und "Roger-8" - ein Denunziant mit vielen Namen
  2. Die Zerschlagung des Komitees durch die Staatssicherheit:
  3. Harry Schlesings Ermittlungen
  4. Immer neue Kontakte: Werner Mangelsdorf und Friedrich Schorn
  5. "Verratene Verräter" - Günther Eckstein
  6. Friedrich Schorn: Entführungsversuche durch das MfS
  7. Streikführer, Komitee-Mitglied, Opfer der Staatssicherheit: Werner Mangelsdorf
  8. Aus "Roger-8" wird "Löwe"
  9. Der letzte Akt: Zerschlagung und Auflösung
  10. Folgen der Zerschlagung des Komitees
2. Vom "Komitee 17. Juni" zur "Vereinigung 17. Juni"
  1. Die Vereinigung und das MfS
3. Die Ambivalenz antikommunistischen Widerstandes
Leid und Freud deutscher Dichter - Literatur zum "17. Juni"
1. Wie hältst Du es mit dem Volksaufstand?
2. Schriftsteller in Erwartung ihrer Leser
3. Antifaschistische Mythologie
4. Erdichtetes Heil und Unheil
5. Stefan Heym - Anspruch und Trauma
6. Mitgenommenes und Neues im westlichen "Exil"
7. Westdeutsche Sicht auf ostdeutsche Plebejer
8. Literatur nach 1990
Zwei Revolutionen und die Bundesrepublik Deutschland
1. "Arbeiteraufstand" - "Volksaufstand" - "Revolution". Die Bewertung nach der Herbstrevolution von 1989
  1. Die wissenschaftliche Neuentdeckung: 1990 bis 1995
  2. Postkommunistische Geschichtsbilder
  3. Neue DDR-Forschung
  4. Manfred Hagen: Die erste Volkserhebung im Stalinismus
  5. Armin Mitter: Die gescheiterte Revolution
  6. Spezialstudien und Einordnungsversuche
2. Routinierte Wissenschaft: 1996 bis 2002
  1. Regionale Perspektiven
  2. Die integrative Behandlung
  3. Neue alte kommunistische Interpretationen
  4. Übergreifende Darstellungen
  5. Angelsächsische Perspektiven
  6. Mutmaßungen und Spekulationen
3. Publikationsboom: 2003
  1. Gesamtdarstellungen
  2. Quelleneditionen
  3. Regionalhistorische Arbeiten
  4. "Neue" politische InterpretationenÜbergreifende Darstellungen
  5. Der "17. Juni" als Teil der Revolutionsgeschichte
4. Spurensuche und Erinnerungen
  1. Der "17. Juni" in Autobiographien ostdeutscher Spitzenfunktionäre
  2. Der Aufstand in Memoiren prominenter Ostdeutscher
  3. Wortmeldungen 1983: Zeitzeugen
  4. Wortmeldungen 2003: Zeitzeugen
  5. Spuren der Erinnerung
5. Denkmäler und Orte der Erinnerung für "Opfer" und "Kämpfer"
  1. Das Jahr und der Tag der deutschen Einheit 1990
  2. "Ein Denkmal für eine heroische Tat?"
  3. Ein neues Einheitsdenkmal
  4. 17. Juni 2003: Ein Denkmal wird gebaut
  5. Straßennamen - Orte der Erinnerung
  6. Vom "Briefmarkenkrieg" zur Sonderausgabe
6. Die Entdeckung einer Revolution

Anhang
Filme über den "17. Juni"
Personenregister
Abkürzungen
Bildnachweis
Zu den Autoren

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