Inhalt
Bis heute gilt die konsequente Verfolgung von NS-Tätern als "gute Seite" des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Doch hinter der Fassade des antifaschistischen Musterstaats wurde ein sorgsam verhülltes, doppeltes Spiel gespielt: SED und Staatssicherheit prangerten die Bundesrepublik an und lieferten Beweismittel für Vorzeigeprozesse, gleichzeitig aber blockierten sie Ermittlungen gegen NS-Täter im eigenen Land, wenn sie dem Image der DDR zuwiderliefen.
Henry Leide analysiert systematisch die Formen dieser Politik: Anwerbungen von früh amnestierten oder nie verurteilten NS-Verbrechern als Informanten und Agenten in Ost und West, mangelhafte Ermittlungen gegen Hunderte belastete DDR-Bürger, vereitelte Strafverfahren gegen angesehene DDR-Ärzte und verweigerte Rechtshilfe für die ausländische Justiz bei gleichzeitiger Monopolisierung vieler Akten durch die Geheimpolizei. In dieser Praxis entpuppt sich der DDR-Antifaschismus als instrumentelles Kampfprogramm in der deutsch-deutschen Systemkonkurrenz.
Die Bundesbeauftragte, Marianne Birthler anlässlich der Präsentation des Buches von Henry Leide
Weitere Informationen zur Buchreihe und zum diesem Titel auf der Website des Verlags Vandenhoeck & Ruprecht.
Zum Autor/Herausgeber
Bundesarchiv/Stasi-Unterlagen-Archiv
(Hg.)
Henry Leide
Jahrgang 1965; Sachbearbeiter für Politische Bildung in der Außenstelle Rostock des Stasi-Unterlagen-Archivs