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Pressemitteilung

"Feind ist, wer anders denkt" in Aachen

Wanderausstellung über die Stasi mit regionalen Bezügen

Wie erging es den Menschen in Ost und West, die ins Visier der Staatssicherheit der DDR gerieten? Mit welchen Methoden arbeitete die Stasi? Und wie präsent war die Geheimpolizei auch in der Bundesrepublik? Antworten gibt die Wanderausstellung "Feind ist, wer anders denkt" des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU), die am Mittwoch, 6. Mai 2015, in Aachen eröffnet wird.

Die Schau dokumentiert, wie durch Überwachung, Bespitzelung und Unterdrückung von Menschenrechten die Macht der Staatspartei SED in der DDR gesichert wurde. Sondertafeln zeigen Geschichten aus der Region Aachen, die in Stasi-Unterlagen dokumentiert sind. Darin geht es um beobachtete Hotels und Gaststätten in Hauptbahnhof-Nähe und Spitzel an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Zwei Module erinnern an die Friedliche Revolution 1989.

Eröffnung

6. Mai 2015, 11.00 Uhr

Dr. Stefan Weismann, Präsident des Landgerichts Aachen (Begrüßung),

Dr. Helmut Irmen, Rechtsanwalt (Grußwort),

Joachim Förster, Abteilungsleiter, BStU (Einführung)

Ort

Landgericht Aachen, Adalbertsteinweg 92, 52070 Aachen

Öffnungszeiten

6. Mai bis 26. Mai 2015

Montag und Dienstag 8.00 bis 16.00 Uhr

Mittwoch bis Freitag 8.00 bis 15.30 Uhr

Begleitprogramm

6. Mai 2015: 14.00 bis 17.00 Uhr, Lehrerfortbildung

19., 20., 21. Mai 2015: Schulprojekttage (nach Anmeldung: [bildung@bstu.bund.de])
Dr. Hans-Peter Löhn, BStU

12. Mai, 18.30 Uhr: Vortrag "Die DDR, die Stasi und die Anwälte", Christian Booß, BStU
Alter Schwurgerichtssaal, Landgericht

Führungen nach Voranmeldung über: [ausstellungen@bstu.bund.de ]

Elmar Kramer, Stellv. Pressesprecher

Hintergrundinformationen zu Aachen und Umgebung

Zahlen zur Akteneinsicht bei der Stasi-Unterlagen-Behörde (1991 bis März 2015)

Anträge gesamt aus Nordrhein-Westfalen: 166.584
Darunter persönliche Akteneinsicht: 83.645

Anträge gesamt aus Aachen: 1.396
Darunter persönliche Akteneinsicht: 1.031

Im Visier der Stasi: Aachen und seine Umgebung

Der Aachener Hauptbahnhof und seine Umgebung standen im Visier der Staatssicherheit. Viele Beschäftigte des DDR-Gastronomie- und Hotelbetriebs Mitropa (Mitteleuropäische Schlaf- und Speisewagen Aktiengesellschaft) waren als sogenannte Reisekader auch Informanten für die Stasi. Sie besaßen die Erlaubnis, in den Westen reisen zu dürfen. Manche fungierten auch als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) und fertigten Berichte an – etwa über Reisende und deren Gespräche. Zudem standen die Beschäftigten selbst unter Beobachtung.

Nicht zuletzt hatte die Stasi Angst, dass sich Mitropa-Mitarbeiter in den Westen absetzen könnten. Ende der 1970er Jahre berichtet IM "Otto Hirsch" über seine Beobachtungen in der Gaststätte "Kö" am Aachener Hauptbahnhof. Er fügt seinem Bericht Fotos bei. Auch Stasi-Spitzel "Benno" ist in Aachen unterwegs und liefert Informationen zum "Hotel Hesse" und seine Inhaber.

Auch die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) war für die Stasi von großem Interesse. Vorrangig ging es um Wirtschafts- und Technikspionage. 1985 wirbt die Stasi einen Erfurter Diplom-Ingenieur als Inoffiziellen Mitarbeiter "Peter Lux" an. Er soll im Westen unter falschem Namen Verbindungen zu Wissenschaftlern aus seinem Forschungsbereich, der Pneumatik, aufnehmen. "Peter Lux" gelingt es schnell, Kontakte an der RWTH zu knüpfen und in führende Forscherkreise vorzudringen. Zwischen 1985 und 1987 liefert er eine Fülle an Informationen. Jeden Monat ist er eine Woche lang in Aachen.

Die Reise einer Aachener RWTH-Delegation nach Dresden 1988 steht unter Beobachtung der Stasi, dazu gehören Journalisten. Die Berichte werden genau ausgewertet. Weil er kritisch berichtet, soll ein Journalist für weitere Berichte in Dresden nicht zugelassen werden. Er hatte geschrieben, dass "die mit Kassettenlaufwerken ausgestatteten Modelle des Kombinates Robotron geradezu prähistorisch" erschienen und das "Gros der an der Elbe gezeigten Rechner in Aachen höchstens im Computermuseum Platz finden" würden.

Kontakt zur Pressestelle

Elmar Kramer, Stellv. Pressesprecher

Pressesprecher

Elmar Kramer

Telefon: 030 18 665-7181
E-Mail: elmar.kramer@bundesarchiv.de