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MfS-Lexikon

SIRA (System der Informationsrecherche der HV A)

Synonym: SIRA

Elektronisches Datenbanksystem der HV A des MfS.

HV A BV Leipzig Abt. XV  Leipzig, 15.07.88 [handschriftliche Ergänzung: 1566]  [Stempel: 29.07.88] An IADE HV A/IX  Informationsbegleitliste Nr. 25/1988  Lfd. Nr.; E-Nr.; Seitenzahl; Einschätzung der Quelle; Einschätzung der Information; Vorgangs-Nr.; Deckname 45/1; [Auslassung]; 1/2 Brosch.; A; [handschriftliche Ergänzung: II]; MfS 12399/60; "SChwarz" 46/1; [Auslassung]; 1; A; [handschriftliche Ergänzung: II]; MfS 12399/60; "SChwarz" 47/1; [Auslassung]; 1; A; [handschriftliche Ergänzung: II]; MfS 12399/60; "SChwarz"  Empfangsbestätigung: [handschriftliche Ergänzung: i.V. [Unterschrift unleserlich]] Leiter der IADE  [Unterschrift] Brüning - Oberst Leiter der DE

SIRA bestand aus den Teildatenbanken (TDB) 11, 12, 13 und 14, in denen die HV A für den Zeitraum 1969-1989/90 vor allem das Informationsaufkommen aus der eigenen Westarbeit/Spionage im Operationsgebiet nachwies ("Eingangsinformationen"). Gespeichert wurden in erster Linie folgende Angaben: informationsbeschaffende Quelle (Registriernummer/Deckname; siehe auch Registrierung), verantwortliche Struktureinheit, Zeitraum der Informationsbeschaffung, Art und Umfang der Information, Beschreibung der gelieferten Information über Sach-, Länder- und Objektschlagworte, Personenhinweise, Einschätzung der Information, interne und externe Verteiler sowie eine kurze Titelangabe.

Ebenfalls in SIRA gespeichert wurden Nachweise über zusammengefasste Informationen, die täglich über die ZAIG an die Partei- und Staatsführung weitergeleitet wurden ("Ausgangsinformationen"), Aufträge zur Informations- oder Musterbeschaffung aus der Industrie- und Wirtschaftsspionage (Beauftragungsinformationen) und Personenangaben zu Mitarbeitern westlicher Geheimdienste (Personeninformationen).

Eine Sonderrolle spielte die vom Referat 7 der HV A geführte TDB 21, die als erstes System einer Zentralen Objekt- und Personendatenbank der HV A (ZOPA) projektiert wurde, später aber auch als Bestandteil von SIRA galt. In ihr wurden die Daten der F 22-Kartei der HV A gespeichert (Vorgangsinformationen).

Insgesamt waren in SIRA zum Ende der HV A ca. 650.000 Datensätze gespeichert.

Nach einer jahrelangen Vorbereitungsphase wurde SIRA ab Juli 1974 auf MfS-eigenen Siemens-Großrechnern in Betrieb genommen; Software war das Siemens-System GOLEM. Ab Mitte der 80er Jahre wurde SIRA auf das im Ostblock hergestellte Einheitliche System Elektronischer Rechentechnik (ESER) und eine vom MfS entwickelte Software umgestellt. Die Rechenzentren für SIRA befanden sich in Berlin-Wuhlheide und ab 1984 in Berlin-Hohenschönhausen.

Ein großer Teil der heute vorhandenen SIRA-Daten konnte aus Dateien, die aus der Systemumstellung von Siemens- auf ESER-Technik erhalten geblieben waren, rekonstruiert werden. SIRA befindet sich heute im Archivbestand des BStU und bildet eine wichtige Quelle zu den Aktivitäten der HV A, die es vor allem erlaubt, Rückschlüsse auf die Art und Wertigkeit der Informationsbeschaffung einzelner Quellen der HV A im Westen zu ziehen.

Stephan Konopatzky